Labour sagt Menschenhändlern am Ärmelkanal den Kampf an

Migranten auf einem Schlauchboot
Die britische Innenministerin Cooper wird 100 Spezialisten für die Kontrollen rekrutieren. Heuer sind bereits 19.000 Menschen auf kleinen Schlauchbooten auf die Insel gekommen.

Wo kein Mittel, so der Gedanke der Labour-Regierung, da kein Weg. Die britische Innenministerin Yvette Cooper will bis Jahresende 100 Spezialisten rekrutieren, um Schmugglerbanden das Handwerk zu legen. Die Ermittler werden um den Ärmelkanal aber auch in Europa stationiert und sich auf die Lieferung von Schlauchbooten konzentrieren, mit denen Schmugglerbanden Flüchtlinge nach Großbritannien schippern lassen.

Labour sagt Menschenhändlern am Ärmelkanal den Kampf an

Innenministerin Yvette Cooper verlautbarte Maßnahmen gegen illegale Ärmelkanal-Überquerungen

Das Thema Migration war schon im Wahlkampf ein Knackpunkt und ist derzeit besonders brisant. Nachdem sich zu Monatsbeginn die Falschmeldung verbreitet hatte, ein Asylwerber habe die Morde dreier Mädchen in Southport zu verantworten, zog es tausende Anti-Einwanderungs-Aktivisten auf die Straße. Sie attackierten Polizisten und Menschen, die sie für Einwanderer hielten, und versuchten Hotels, in denen Asylwerber untergebracht sind, in Brand zu stecken. 

Schlauchboote werden überladen

Die Situation am Ärmelkanal spitzt sich derweil auch wieder zu. Allein vergangene Woche sind 1.427 Personen auf diesem Wegen auf die Insel gekommen. Für die vermehrte Überfahrt dürfte mildes Wetter und schwacher Wind mitverantwortlich sein.

Europaweite Razzien bei Lieferanten könnten laut Telegraph unterdessen zu gefährlichen Rivalitätskämpfen unter Schmugglerbanden führen. Weil weniger Schlauchboote zur Verfügung stehen, lassen die Schmuggler mehr Menschen auf instabile, wackelige Boote. Die Grenzbehörde hat im August 2.391 Menschen in 44 Booten abgefangen. Das sind 54 Personen pro Boot, vor drei Jahren waren es im Schnitt 20 Personen. 

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Flüchtlinge versuchen auf Schlauchbooten nach England zu kommen

Die Überbelegung der Boote könnte auch zu mehr Todesfällen führen. Dieses Jahr sind 25 Menschen beim Überqueren des Ärmelkanals gestorben

„Wir alle wollen, dass die gefährlichen Bootsüberfahrten ein Ende haben“, sagte ein Sprecher des Innenministeriums Anfang August. „Sie untergraben die Grenzsicherheit untergraben und gefährden Menschenleben.“

„Nicht ehrgeizig genug“

Bei der Opposition stoßen die Maßnahmen dennoch auf Kritik. Während Schatteninnenminister James Cleverly zwar die Aufstockung der Geldmittel für die neuen Spezialisten und die Erhöhung der Haftkapazitäten begrüßt, bezeichnete er den Plan der Regierung als „nicht ehrgeizig genug“.

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Schatteninnenminister James Cleverly gehen die Maßnahmen nicht weit genug

Insgesamt haben heuer 19.000 Personen den Ärmelkanal überquert. Das ist zwar weniger als im Rekordjahr vor zwei Jahren, damals kamen im selben Zeitraum 21.000 Personen, aber doch zehn Prozent mehr als vergangenes Jahr. 

 

9 Deportationsflüge in 6 Wochen

Abgesehen von den Spezialisten möchte Innenministerin Yvette Cooper deshalb auch die Zahl jener, die ohne Asylstatus im Land sind, reduzieren. Aktuell sind 36.000 Menschen unter widrigen Umständen in Asylunterkünften untergebracht. Das kostet den Staat täglich umgerechnet 6,2 Millionen Euro.  

In den vergangenen sechs Wochen hätten bereits neun Deportationsflüge abgehoben. Das Innenministerium habe es sich zum Ziel gesetzt, die höchste Zahl an erzwungenen Abschiebungen seit 2018 zu erreichen. 

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Unter Theresa May wurden 2018 bei 9.000 Personen die Ausreise erzwungen

Unter der damaligen Premierministerin Theresa May wurden 9.000 dazu gezwungen, das Land zu verlassen. Das sind 3.000 Abschiebungen mehr als 2023. Ein „erreichbares Ziel“, meinte Peter Walsh, leitender Forscher des Migration Observatory zur BBC, aber doch „eine ziemlich niedrige Messlatte“. Denn tatsächlich hätten 2018 – abgesehen von der Pandemie – die niedrigsten erzwungener Abschiebungen in den vergangenen 20 Jahren stattgefunden.

Zudem will die Regierung geschlossene Asyl-Aufnahmezentren in Südengland wieder öffnen. Eines davon ist das Zentrum in Haslar in der Grafschaft Hampshire. Es wurde 2015 geschlossen, weil es teuer und für Asylwerber als schädlich angesehen wurde. Eine Öffnung wurde schon vor zwei Jahren diskutiert. Damals nannten es lokale Aktivisten „mentale Folter“

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