Kurz in Washington: Freunden kommt Trump entgegen

Trump (li.) gilt als besonders wilder Handschüttler. Hier revanchiert sich Frankreichs Macron in Paris
Dinner mit US-Außenminister Mike Pompeo. Strammes Zeremoniell um das Weiße Haus.

Sein Abflug um 10:35 vom Flughafen Wien geriet zu einem Massenauflauf. Amerikanische Touristen, die wie Sebastian Kurz nach Washington flogen, umringten den Kanzler für ein Selfie. Dann ging es los – zur Visite im Weißen Haus. Mit Sebastian Kurz wird der erste Bundeskanzler seit 15 Jahren im Weißen Haus erwartet.

Zugegeben, Wolfgang Schüssel hatte es noch ein bisschen näher. Der damalige Bundeskanzler war 2005 bei seinem Besuch im Weißen Haus – es war sein zweiter – im sogenannten „Blair House“ untergebracht. Das Gebäude aus dem frühen 19. Jahrhundert ist das offizielle Gästehaus der US-Präsidenten. Dort verbringen die Regierungschefs traditionell die Nacht, bevor sie sich ins Weiße Haus begeben. Sebastian Kurz wohnt ein Stückchen weiter weg, im allerdings ebenso traditionellen Willard Hotel, das ohnehin als das eigentliche Machtzentrum in Washington gilt.

Wie einst Schüssel wird sich Kurz Mittwoch Nachmittag trotzdem per Auto auf den Weg ins Weiße Haus machen. Die Wagenkolonne benötigt zwar wohl mehr Zeit für das Ein- und Ausparken als für die 650 Meter bis zum Nordwest-Tor des Weißen Hauses, aber zu Fuß kommt ein Staatsgast nicht durch das strenge Sicherheitsprotokoll. Ist das einmal überwunden, folgt ein entscheidendes Detail für das Protokoll: Kommt Präsident Trump seinem Gast ebenfalls zu Fuß entgegen und begrüßt ihn gleich am Eingang, bevor es in den Westflügel des Weißen Hauses geht? Begleitende Diplomaten rechnen fix mit dieser freundschaftlichen Geste.

Ist der Handschlag absolviert, geht es zum Vieraugengespräch ins Oval Office. Wie lange das dauert, hängt zum Gutteil von Trumps oft schwankender Laune und natürlich den Tagesereignissen ab. Am besten also, wenn an diesem Tag möglichst wenig los wäre, hoffte Trevor Traina, US-Botschafter in Österreich, im Vorfeld. Sind der US-Präsident und der Kanzler miteinander fertig, dürfen die Delegationen ins Oval Office einrücken. Der formalere Teil beginnt. Insgesamt hat Trump dem Österreicher etwas mehr als eine Stunde eingeräumt.

Die wichtigsten politischen Themen hat Kurz schon Dienstag Abend bei einem Dinner mit US-Außenminister Mike Pompeo besprochen. Das sicherlich privateste Gespräch für Kurz auf dieser Reise findet Mittwoch Abend statt. Da ist der Kanzler bei Ivanka Trump und ihrem Ehemann Jared Kushner eingeladen, beide gute Freunde von US-Botschafter Trevor Traina. Dorthin allerdings wird der Kanzler mit Sicherheit nicht zu Fuß gehen. Das noble Anwesen der beiden liegt im grünen Nordwesten Washingtons und ein gutes Stück vom Weißen Haus entfernt.

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