Kurz im Nordirak: Keine Waffen, dafür Fußbälle
Gegen 17.45 Uhr hebt der Privatflieger von Erbil im Nordirak, nur 45 Kilometer von der Front zu den IS-Terroristen entfernt, wieder Richtung Wien ab. Die acht Cobra-Männer legen ihre fünf Kilo schweren schusssicheren Westen ab. Der 31-Stunden-Trip mit Außenminister Sebastian Kurz nach Bagdad und in die autonome Region Kurdistan im Nordirak ist vorbei. Die Anti-Terror-Spezialisten können durchatmen. Zwischenfälle gab es keine. Der Sicherheitsaufwand für die Irakreise war enorm. Am Sonntag um 4.00 Uhr in der Früh der streng geheime Abflug, erst nach der Ankunft in Bagdad durfte über den Trip von Kurz medial berichtet werden. Die Cobra-Männer schirmten den Minister ab, jede Fahrt im Autokonvoi in Bagdad wurde von schwer bewaffneten vermummten Militärs auf offenen Jeeps begleitet.
Die zehn Quadratkilometer große Green Zone von Bagdad ist militärisch abgeriegelt. Unzählige Checkpoints, wo die zivilen Autos nach Bomben mit Hunden und Spiegeln abgesucht werden. Die Autobahn und Schnellstraßen sind von mehreren meterhohen Betonmauern gesäumt. Kurz blieb nur sechs Stunden in Bagdad, traf den Präsidenten und den Außenminister.
Widerstand gegen Dschihadisten
„Ich darf zu allen Erfolgen der Peschmerga gratulieren“, meint Kurz. Der Termin mit Kurdenpräsident Masud Barzani wird kurzfristig abgesagt, weil das Oberhaupt des mächtigen Barzani-Clans an die Front musste. Beim Treffen mit Außenminister Falah Mustafa Bakir vereinbart Kurz, dass es in Zukunft einen Honorarkonsul und ein EU-Büro in Erbil geben wird. Bei der Pressekonferenz wird vor allem eine Forderung immer wieder laut: „Wir brauchen Waffen, wenn wir die IS-Kämpfer wirklich zurückdrängen wollen.“ Doch Kurz betont, dass es Waffen aus Österreich nicht geben wird und verweist auf die Arbeitsteilung der EU-Mitgliedsstaaten.
Bevor es zur letzten Station des Irak-Trips geht, wechselt Kurz das Outfit. Statt Anzug trägt der Außenminister Jeans, lockeres Sakko und feste Schuhe – es geht in eines der insgesamt acht Flüchtlingscamps. Am 13. August 2014 standen plötzlich 100.000 Menschen nach dem Fall der Stadt Mossul vor den Toren Erbils. Heute leben im UNHCR-Camp 3000 Flüchtlinge. Nach dem Winter wird das Camp für 8000 Menschen ausgebaut. Um Konflikte zu vermeiden, ist das Militär omnipräsent.
Bitterkalte Nacht
Drei Millionen Euro hat Österreich an humanitärer Hilfe seit dem Ausbruch der Krise geleistet. Der Winter ist zwar fast überstanden, trotzdem will man sich eine bitterkalte Nacht in den Zelten nicht vorstellen. Der Boden ist schlammig. Die Kinder im Camp rufen immer wieder „Picture, picture“. Werden sie fotografiert, lächeln sie stolz.
Kurz bringt neben Fußbällen 190.000 Decken mit und sichert den NGOs im Camp weitere Hilfe zu. Eine Stunde verbringt der Außenminister im Flüchtlingslager, ist von den Schicksalen der Flüchtlinge betroffen. Die Menschen wollen ihre Geschichte erzählen, aber mehr Zeit erlaubt der straffe Zeitplan nicht. Es geht zurück nach Österreich.
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