"Kurz-Fan": US-Außenministerium verteidigt Botschafter

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Für seine Aussagen, konservative Kräfte in Europa unterstützen zu wollen, erntete Richard Grenell heftige Kritik

Das US-Außenministerium hat die umstrittenen Äußerungen des neuen US-Botschafters in Berlin, Richard Grenell, zu relativieren versucht. Grenell hatte in einem Interview mit dem ultrarechten Internetportal "Breitbart" zur Stärkung konservativer Kräfte in Europa aufgerufen, die US-Präsident Donald Trump freundlich gesonnen sind.

Zitiert wurde Grenell mit den Worten: "Ich möchte andere Konservative in Europa, andere Anführer, unbedingt stärken.“ Außerdem outete sich der US-Botschafter als "großer Fan" von Bundeskanzler Sebastian Kurz, den er als "Rockstar" bezeichnete.

Scharfe Kritik

Grenells Äußerungen waren in Deutschland heftigst kritisiert worden, von mehreren Politikern wurde ihm Einmischung in innere Angelegenheiten vorgeworfen. Die Linken forderten die Ausweisung des Botschafters, die deutsche Bundesregierung forderte indes von Washington "Aufklärung".

Nach Ansicht der Sprecherin des Außenministeriums, Heather Nauert, haben Botschafter das Recht, ihre eigene Meinung auszudrücken, ob man diese nun teile oder nicht.

US-Außenministerium relativiert

„Wir haben sehr starke Beziehungen zu Deutschland“, sagte Nauert am Dienstag in Washington. „Wir möchten die Stärke dieser Beziehungen nochmals bestätigen.“ Weiter sagte Nauert, man unterstütze Länder, die über ihre gewählten Amtsinhaber selbst entschieden. Grenell habe eigentlich nur zum Ausdruck bringen wollen, dass es Parteien in Europa gebe, denen es gut gehe.

Auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) geriet im Zuge der Diskussionen in die Kritik, weil er bei einem Berlin-Besuch Mitte Juni auch von Grenell empfangen werden wird. Es ist unüblich, dass ein Botschafter einen Regierungschef bei einem Besuch im Gastland einlädt.

Grenell nimmt Stellung in Boulevardmagazin

Grenell selbst bekräftigte nun die Partnerschaft zwischen den beiden Ländern. In einem Interview mit dem Magazin „Bunte“ beteuerte er laut einer Vorabmeldung vom Mittwoch, Deutschland und die USA spielten „im selben Team“.

„Wir glauben an Demokratie und Menschenrechte. Auch wenn wir mal nicht übereinstimmen, sind wir uns im Grunde sehr nah.“ Seine Beobachtung sei, dass es in Deutschland „viel Unterstützung für unseren Präsidenten“ Donald Trump gebe, sagte Grenell der „Bunten“ weiter. Zugleich lobte er Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) für deren „Ernsthaftigkeit und ihre Herangehensweise an politische Dinge“: „Sie erwartet Resultate und nicht Prunk oder Glamour.“

Bei seinem Antrittsbesuch im Auswärtigen Amt in Berlin erwarteten Grenell am Mittwochnachmittag kritische Fragen.

 

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