Kurz bei Trump: Treffen auf Initiative ultrarechter Berater?
US-Präsident Donald Trump empfängt Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) auf Initiative ultrarechter Berater, die gemeinsame Sache mit Europas Rechtspopulisten machen wollen. Dies betont der Trump-Kenner David Cay Johnston im APA-Gespräch. "Trump trifft Kurz, weil Leute in seinem Stab Trump gesagt haben, dass er ihn treffen muss. Das ist nicht Donald, er hat keine Ahnung von der Welt der Politik."
Das Treffen komme wegen "der Politik der derzeitigen österreichischen Regierung" zustande, erläuterte der kritische Trump-Biograf ("Die Akte Trump"). "Die derzeitige österreichische Regierung verfolgt eine Politik, die die 'White Supremacists' (Vertreter einer Vorherrschaft der weißen Rasse, Anm.) im Weißen Haus lieber mögen als wenn ihr eine liberalere Regierung hättet", sagte Johnston mit Blick auf Trumps Chefberater und Redenschreiber Stephen Miller. Diese Leute hätten eine "klare Agenda", indem sie in der FPÖ oder der ungarischen Regierungspartei Fidesz Bündnispartner sähen, "um die Bürgerrechtsbewegung rückgängig zu machen".
Kurz wiederum wolle sich mit dem Treffen als "der Mann der Mitte" zwischen Russland und den USA positionieren, der sich für ein gutes Auskommen der beiden "Monster" einsetze. "Das würde sehr gut für ihn aussehen", sagte Johnston. Für Kurz und Trump gehe es bei dem Treffen somit um dasselbe, nämlich "die Beziehung mit der eigenen Basis stärken". Kurz wird am 20. Februar im Weißen Haus empfangen, als erster österreichischer Regierungschef seit 13 Jahren.
"Schmeicheln Sie ihm und verwickeln Sie ihn nicht in Details"
Inhaltlich dürfe sich der Bundeskanzler nicht viel von dem Gespräch im Oval Office erwarten. "Es wäre keine Überraschung, wenn er (Trump) über Angela Merkel schwadronieren oder eine Diskussion über Wiener Torten führen würde anstelle von wesentlichen politischen Fragen, die für die acht Millionen Menschen in Österreich von Bedeutung sind", sagte der Pulitzer-Preisträger, der lange Jahre für die US-Renommierblätter "Los Angeles Times" und "New York Times" tätig war.
"Schmeicheln Sie ihm und verwickeln Sie ihn nicht in Details", riet Johnston dem Bundeskanzler. Wenn nach dem Treffen über dessen Inhalte berichtet werde, dürfte sich nämlich zeigen, "dass Kurz ein weltgewandter Mann ist, und Trump keine Ahnung hat, wie er damit umgehen soll". So werde es etwa interessant sein zu sehen, "ob Trump denkt, dass Österreich in der NATO ist" und im Gespräch mit Kurz gegen das Bündnis vom Leder zieht. Schließlich habe Trump die asiatischen Staaten Bhutan und Nepal schon einmal zu Teilen Indiens erklärt und könne einen Schiiten nicht von einem Sunniten und auch nicht von einem Sikh unterscheiden.
Johnston warnte auch davor, viel auf Trumps Worte zu geben. "Jeder, der darauf vertraut, dass Donald Trumps Worte umgesetzt werden, ist ein Narr", sagte der Experte unter Verweis auf die jüngste US-Budgetkrise, in der Trump auf Druck von konservativen Talkshowmoderatoren einen mit dem US-Senat geschlossenen Deal widerrufen habe. "Wenn Donald Trump etwas sagt, dann ist das für ihn die Realität. Und wenn er fünf Minuten später das genaue Gegenteil davon sagt, ist das einerlei, denn das ist dann die neue Realität", erläuterte der Experte.
"Donald glaubt wirklich, dass er ein überlegenes Wesen ist und dass er natürlich die Welt regieren sollte", sagte Johnston. In Wirklichkeit wisse er aber nichts über Wirtschaft oder internationale Politik und laufe weg von seinem Job, indem er "fünf oder sechs Stunden seines Arbeitstages damit verbringt, fernzuschauen". "Dieser Mann hat keine Ahnung, was er tut. Er hat nicht einmal das Zeug zum Gemeinderatsmitglied einer Kleinstadt, und trotzdem hat er diese enorme Macht."
Der Enthüllungsreporter, der sich eingehend mit den zwielichtigen Deals, Steuerhinterziehungen und Unterweltkontakten Trumps beschäftigt hatte, bekräftigte seine Einschätzung, dass Trump ein "Schwindler" sei. "Alles, was ich über diesen Präsidenten vorhergesagt habe, ist wahr geworden", sagte Johnston mit Blick auf sein vor der Wahl 2016 erschienenes Buch. Er erinnerte auch daran, dass er schon im Juni 2015 einen Wahlsieg Trumps für möglich erklärt habe. "Die Leute dachten damals, dass ich völlig falsch liege. Aber ich sagte: Ihr kennt Donald nicht, ich kenne Donald, und er könnte gewählt werden."
Experte: Wiederwahl unwahrscheinlich
Eine Wiederwahl Trumps im kommenden Jahr sei hingegen ziemlich unwahrscheinlich, so Johnston unter Verweis auf Umfragen, wonach 57 Prozent der Amerikaner nicht für den Amtsinhaber stimmen wollen. "Die Demokraten müssen einen starken Kandidaten aufstellen, und wenn sie das machen, wird er gewählt." Siegen könnte Trump dann nur, wenn ein unabhängiger Kandidat wie Ex-Starbucks-Chef Howard Shultz den Demokraten Stimmen wegnehme.
Trump sei unter anderem wegen der Russland-Affäre, aber auch wegen seiner Steuerprobleme "äußerst angreifbar". "Die Ermittlungen im Kongress, im Justizministerium und durch den Sonderermittler werden ihm die Hände binden", sagte Johnston. Trump werde im Laufe der Ermittlungen "schwächer und schwächer" werden, so der Experte, der selbst ein Scheitern des Amtsinhabers in den Vorwahlen der Republikaner nicht ausschließt. Dazu könnte es kommen, wenn sich die Partei hinter einem Herausforderer vereine, verwies Johnston auf den ehemaligen Gouverneur von Ohio, John Kasich und den Ex-Präsidentschaftskandidaten und jetzigen Senator von Utah, Mitt Romney. Sie beide könnten nämlich die Achillesferse Trumps treffen, indem sie sich als "kompetente Manager" präsentieren.
(Das Gespräch führte Stefan Vospernik/APA)
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