"Wir müssen zusammenstehen, nicht nur auf Twitter"
Marc Kramer war für dieses Konzert extra von Essen gekommen. Die Karten waren nicht billig, 60 Pfund. Seine Freundin saß neben ihm. "Die Stimmung war top", sagt er, trotzdem waren sie sofort nach dem letzten Hit auf dem Weg nach draußen – das war ihr Glück. "Wir waren schon im Tunnel nach draußen, als wir über uns eine Explosion hörten." Erst hätten noch einige gelacht, aber dann kamen die Massen angelaufen, Marc sah Blut auf einigen Menschen. "Wir haben uns an den Händen genommen und sind nur noch gerannt, bis wir auf ein Taxi trafen."
Am nächsten Tag ging Marc noch einmal zur Arena, dort wo die Menschen die ersten Blumen niederlegten. Die Stadt war über Nacht eine andere geworden. Ruhig ist es überall, als ob alle auch vorsichtiger laufen. "Wir saßen beide dritte Reihe, eben sehr nah an der Bühne", sagt er. Wir haben keinen Alkohol getrunken, wir hatten so schon genug Spaß." "Wenn wir nicht so rasch draußen gewesen wären, wär’s das wohl gewesen."
"Seltsam ruhig hier"
Joe Codde ist hier geboren, er kennt die Stadt also seit 21 Jahren, seine Eltern haben ihm vom Anschlag der IRA im Jahr 1996 erzählt: "Das war ganz hier in der Nähe." Die Stimmung in der Stadt beschreibt er als "gedämpft". "Seltsam ruhig ist es auf den Straßen", sagt der Psychologie-Student, "als würde jeder auf Zehenspitzen laufen". "Die Stadt", sagt Joe, "ist sonst bekannt für Freundlichkeit, Offenheit." Wie zum Beweis kommt plötzlich ein Mann von der Pizzeria an der Ecke und verteilt Salami-Pizza. Auch der Pizza-Bäcker macht das leise, läuft fast stumm unter den Menschen in der prallen Sonne herum. "Ich glaube", sagt Joe, "es wird eine Weile dauern, bis die Menschen hier wieder zur Normalität zurückkehren."
Gemeinschaft
Rogers Govender ist Dekan der Kathedrale in Manchester. Das Gebäude ist nur einen Block von der Arena entfernt und am Tag nach dem Anschlag noch von der Polizei abgesperrt. "Ich bin am Morgen um 7 Uhr hierher gekommen, um den Menschen Trost zu spenden."
Rogers sagt, dass schon da einige gekommen sind, um ihr Beileid zu bekunden: "Zusammenstehen ist für uns mehr als nur ein Hashtag auf Twitter. Es ist das, was wir jetzt tun müssen, um den Horror hinter uns zu lassen." Govender hat mit wütenden Passanten gesprochen, mit weinenden und mit solchen, die sich jetzt Veränderung von den Politikern erwarten. "Ich erwarte, dass gerade jetzt vor den Wahlen Politiker erkennen, dass es darauf ankommt, eine Gemeinschaft wiederherzustellen, die von Terroristen bedroht wird."
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