USA

"Krönungsmesse" für Donald Trump

Donald Trump mit seiner Frau Melania
Heute küren die Republikaner auf ihrem Parteitag in Cleveland ihren Präsidentschaftskandidaten.

Der Parteitag der Republikaner in Cleveland ist – wie bei den Conventions üblich – ein auf das Fernsehen ausgerichtetes Mega-Ereignis. Die Innenstadt im US-Bundesstaat Ohio ist seit Tagen von Journalisten belagert, auf den Gehsteigen türmen sich Kisten mit dem technischen Gerät der großen Fernsehstationen.

2470 Parteitagsdelegierte, 2302 Ersatzdelegierte, etwa 15.000 Journalisten und insgesamt 50.000 Besucher werden an den vier Tagen, an denen die Convention stattfindet, in Cleveland erwartet.

Gemäßigtere Positionen

Donald Trump, der Immobilientycoon und Milliardär, wird heute, Dienstag, offiziell von den Republikanern zu ihrem Präsidentschaftskandidaten gekürt. Nicht alle Parteigänger tragen dies mit großer Begeisterung mit. Trump gilt vielen als inhaltlich zu unberechenbar und in der Ausdrucksweise zu derb. "Er ist zu wenig präsidenziell", ist oft zu hören. Trump spricht beleidigend, vor allem über Frauen.

Um Trump mit der Partei zu versöhnen, musste er den erzkonservativen Mike Pence als Vizepräsidenten akzeptieren. Im Rahmen der politischen Grundsätze, die der Parteitag für die nächsten vier Jahre festlegt, werden Trumps Ansagen ebenfalls "angepasst": Aus der angekündigten Mauer zu Mexiko soll ein Zaun werden; Trumps Absage an den Freihandel wird in eine "Bedachtnahme auf US-Arbeitsplätze" umgewandelt.

Letzteres ist insofern ein entscheidender Punkt, als Trump in der unzufriedenen US-Arbeitnehmerschaft auf Wählerfang geht. Er gibt dem durch Freihandel beförderten Abwandern der Industrie (nach Asien) sowie der Immigration die Schuld an steigender Arbeitslosigkeit und sinkenden Löhnen. Gepaart mit Kriminalität, Terrorgefahr und den aktuellen Morden an Polizisten – wie zuletzt in Baton Rouge (siehe rechts) – ergibt dies einen explosiven Themenmix. Erst am Sonntag, kurz vor der Eröffnung der Convention, dröhnte Trump erneut, dass unter seiner Führung "wieder Recht und Ordnung einkehren werden".

Mit dem Thema "Make America safe again" begann am Montag denn auch der Parteitag. Rudy Giuliani, der New York als Bürgermeister durch die schwierige Phase nach 9/11 geführt hat, ist einer der prominentesten in einer langen Liste von Rednern.

Mit Neugierde wurde die Rede von Melania Trump erwartet. Die mögliche First Lady ist Gegenstand von Klatsch, weil sie in Slowenien geboren wurde und angeblich nicht gut Englisch spricht.

Warnung vor Hetze

Auftritte vor den Delegierten haben auch die Mutter eines in Libyen 2012 von Islamisten getöteten Mitarbeiters an der US-Botschaft und der Vater eines von einem illegalen Immigranten ermordeten Sohnes. Bei derartiger Stimmungsmache ist nicht verwunderlich, dass Präsident Barack Obama die Republikaner vor "aufhetzender Rhetorik" warnt.

In Umfragen liegen Trump und Hillary Clinton Kopf an Kopf. Glücklich sind die Amerikaner aber mit keiner der beiden Persönlichkeiten. Laut einer aktuellen Erhebung von Gallup sagen weniger als 20 Prozent, dass er oder sie "ein Vorbild" seien.

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