Kroatien: Kitarovic erstes weibliches Staatsoberhaupt

Kolinda Grabar-Kitarovic war Außenministerin.
Oppositionskandidatin schlägt Amtsinhaber Ivo Josipovic. Die 46-jährige Diplomatin im Porträt.

Schwere Niederlage für die regierenden Sozialdemokraten in Kroatien: Die Konservative Kolinda Grabar Kitarovic (46) hat als Oppositionskandidaten die Präsidentenwahl am Sonntag gewonnen. Sie erreichte nach Auszählung von 97,75 Prozent der Wahllokale 50,54 Prozent der Stimmen, teilte die staatliche Wahlkommission in Zagreb mit. Der amtierende Staatspräsident Ivo Josipovic (57), der für die Sozialdemokraten als großer Favorit ins Rennen gegangen war, kam danach nur auf enttäuschende 49.46 Prozent.

Die politische Aufsteigerin ist die Vertreterin der größten Oppositionspartei HDZ, der jetzt auch beste Chancen für die noch in diesem Jahr fällige Parlamentswahl eingeräumt werden.

Werdegang

Die 46-jährige Diplomatin betrat die politische Szene dank der Hilfe des ehemaligen kroatischen Ministerpräsidenten Ivo Sanader, der nach Korruptionsskandalen derzeit in Haft ist. Nach dem Abschluss des Studiums (Sozialwissenschaften, Englisch, Spanisch) und einer Ausbildung an der Diplomatischen Akademie in Wien, schloss sie sich in den frühen 1990er-Jahren der national-konservativen HDZ (Kroatische Demokratische Gemeinschaft) an.

Ihre erste Stelle war im Wissenschafts- und Technologieministerium, als Sanader dort Minister war. Als er Stellvertreter des Außenministers wurde, zog sie mit ihm ins Außenministerium um. Im neuen Amt waren sie zusammen bis 1995, bis Sanader unter dem verstorbenen Präsidenten Franjo Tudjman selbst Außenminister wurde.

Grabar Kitarovic blieb als Chefin der Nordamerika-Abteilung im Außenministerium bis 1997. Danach wechselte sie an die kroatische Botschaft in Ottawa. 2001 kehrte sie wieder ins Außenamt nach Zagreb zurück. Nach dem Sieg der HDZ bei den Parlamentswahlen 2003 unter der Leitung des neuen Parteichefs Sanader, übernahm Grabar Kitarovic das neue Europa-Integrationsministerium. Zusammen arbeiteten sie daran, Kroatien zum neuen 28. EU-Mitglied zu machen.

Als Anfang 2005 Außenminister Miomir Zuzul wegen Korruptionsvorwürfen zurücktreten musste, übernahm Grabar Kitarovic auch sein Ressort. Sie war damit Außen- und Europa-Integrationsministerin. Anfang 2007 war die Idylle beendet: Sanader kam wegen der sogenannten "Uhren-Affäre" unter Druck, die die Wochenzeitung Nacional lancierte.

Angeblich wurde die Außenministerin dann nach Sanaders Geschmack zu oft mit Nacional-Chefredakteur Ivo Pukanic gesehen. So kam sie auf die schwarze Liste Sanaders. Grabar Kitarovic selbst hat in der Öffentlichkeit nie die Ursache des Bruchs mit Sanader genannt. "Bis heute habe ich keine Ahnung warum", sagte sie bei einem Interview Mitte 2013.

Grabar Kitavoric wurde aufs Abstellgleis geschoben. So blieb ihr bei den Parlamentswahlen Ende 2007 nur ein Platz auf der Liste der HDZ in der Hafenstadt Rijeka, wo die Partei traditionell sehr schlechte Karten hat. Sie konnte kein Mandat erobern. Damals war Sanader noch der unangefochtene Patron der HDZ, ehe er selbst über Korruptionsskandale stolperte und im Gefängnis landete.

Der damalige Präsident Stjepan Mesic schickte sie jedoch als Botschafterin in die USA. Sie ging 2008 nach Washington. Ab 2011 war sie Assistentin von NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen. Seither hörte die kroatische Öffentlichkeit nur selten von ihr, ehe sie von der HDZ in das Rennen um die Präsidentschaft geschickt wurde. Nach den Wahlen vom Sonntag ist sie nun die erste Präsidentin Kroatiens.

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