"Unfair"
Am Montag schöpfte Kapetanović neue Hoffnung. Er kann der Entscheidung der österreichischen Regierung nur teilweise etwas abgewinnen: „Jedes Land hat das Recht, in der Krise seine Entscheidungen zu treffen. Aber dass man ganz Kroatien in einen Topf geworfen hat, das empfinde ich als unfair.“ Veljko Ostojić wundert sich zeitgleich in seinem Büro in Zagreb über die ersten Zahlen, die bei ihm nach dem Wochenende einlangen. Der Direktor des Kroatischen Tourismusverbands leitet daraus ab: „Gut die Hälfte der 40.000 Österreicher sind nicht heimgefahren.“
"Solidarität, nicht Diskriminierung"
Auch er versteht die Entscheidung der Regierung in Wien nicht, auch wenn man sich dort auf die stark gestiegenen Zahlen beruft: „Wir haben seit gestern in Istrien nur eine Neuinfektion, und zwei in der Kvarner Bucht. Ich möchte hiermit Kanzler Kurz höflich an die Grundwerte der Europäischen Union erinnern, die auf Solidarität und nicht auf Diskriminierung basieren.“ Eine partielle Reisewarnung für Zagreb und Split hätte man in Kroatien gut verstanden, so Ostojić. „Unsere Regierung hat möglicherweise einen Fehler begangen. Man hat – anders als in Istrien – dem Treiben der jungen Leute in den Nachtklubs zu lange zugesehen.“
Der Touristiker hat am Montag für den KURIER berechnet, was die Reisewarnung für ganz Kroatien seinen Landsleuten kosten könnte: „Wenn bis Ende September weniger Österreicher als erwartet kommen, kann das einen Verlust von 150 bis 200 Millionen Euro bedeuten.“ Das Geld würde natürlich im Staatshaushalt fehlen, der nicht zuletzt durch die Coronakrise arg belastet ist.
Verluste in Millionenhöhe
Das Ausbleiben der österreichischen Stammgäste wird aber auch etlichen Betrieben und ihren Angestellten massiv zusetzen, darunter auch den österreichischen Anbietern. Schon am Wochenende haben Hoteliers und Reiseveranstalter aus Salzburg und der Steiermark moniert, dass auch ihre Verluste in die Millionen gehen werden. Der Satz von Kanzler Sebastian Kurz „Das Virus kommt mit dem Auto“ wurde übrigens auch in Kroatien mit Interesse vernommen. Direktor Veljko Ostojić geht davon aus, dass dieser Befund auch für die Wintermonate gültig ist: „In der zweiten Jännerwoche schließen seit vielen Jahren kroatische Skifahrer das Jännerloch von österreichischen Skibetrieben.“
Kommt spätestens dann die Retourkutsche, wie auch schon von österreichischen Touristikern befürchtet? Darüber wird in Kroatien nicht laut geredet, aber zumindest im Privaten heftig diskutiert.
Kritik hagelt es von heimischen Reisebüros: „Wir waren über die schnelle und landesweite Reisewarnung überrascht“, sagt eine TUI-Sprecherin im KURIER-Gespräch. „Es wäre auch möglich gewesen, eine partielle Reisewarnung auszusprechen.“ Die Reisen nach Kroatien werden nicht abgesagt, die Kunden „können die Reise aber bis 31. August kostenlos stornieren“.
Verkehrsbüro-Geschäftsführer Walter Krahl zeigt sich positiv für Kroatien: „Wir gehen davon aus, dass sich die Lage auch wieder ändern wird.“
Während Restplatzbörse-Chef Helmut Schönbacher sagt: „Wir raten eher zu Griechenland und Zypern, für Autofans Italien.“
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