Kampf um Dombass hat "seine maximale Intensität erreicht"

Kampf um Dombass hat "seine maximale Intensität erreicht"
Auch die ostukrainische Stadt Charkiw ist wieder Opfer russischer Bombardements.

Tag 91 nach dem Angriff auf die Ukraine:

Im Osten der Ukraine bringen massive russische Angriffe mit Artilleriebeschuss und Luftangriffen die ukrainischen Verteidiger immer weiter in Bedrängnis. "Der Kampf hat seine maximale Intensität erreicht", sagte Vize-Verteidigungsministerin Ganna Malyar am Donnerstag. "Die feindlichen Truppen stürmen die Positionen unserer Truppen gleichzeitig aus mehreren Richtungen." Angesichts dieses Vorrückens der russischen Armee hätten die ukrainischen Soldaten "eine extrem schwierige und lange Kampfphase" vor sich.

Die ukrainischen Verteidiger Donbass im Osten des Landes sehen sich nach eigenen Angaben einer russischen Übermacht ausgesetzt. "Russland ist im Vorteil, aber wir tun alles, was wir können", sagte General Olexij Gromow am Donnerstag mit Blick auf die Region Luhansk. Innenminister Wadym Denisenko sprach von einer sehr angespannten Lage: "Alles konzentriert sich nun auf den Donbass." Dort versuchten 25 russische Bataillone, die ukrainischen Truppen einzukesseln. In voller Stärke zählt ein Bataillon etwa 800 Soldaten. Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte, die russischen Soldaten seien in einigen Teilen des Ostens "zahlenmäßig weit überlegen".

Russland hat seine Truppen aus dem Zentrum und Norden der Ukraine in den Osten verlagert, um dort seine militärischen Erfolge zu konsolidieren. Seitdem dringen russische Soldaten langsam, aber stetig immer tiefer in die Donbass-Region vor. Strategisch wichtige Städte wie Sewerodonezk und Lysytschansk werden von der russischen Armee belagert.

Anzeichen für weitere Verschärfngen

Die Ukraine hat nach eigenen Angaben zudem beobachtet, dass Russland Iskander-K-Raketensysteme in die Region Brest im Westen Belarus' verlege. Dies könnte neue Angriffe auf den Westen der Ukraine bedeuten. Der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko ordnete die Bildung eines neuen Militärkommandos im Süden des Landes an der Grenze zur Ukraine an. Das geht aus einem Video hervor.

"Die Lage bleibt schwierig, und es gibt Anzeichen für eine weitere Verschärfung", sagte Malyar bei einer Pressekonferenz. "Wir müssen begreifen, dass das ein Krieg ist, und dass, leider, Verluste auf unserer Seite unvermeidlich sind."

Der Gouverneur der zum Donbass gehörenden Region Luhansk, Serhij Gajdaj, schilderte in einer Videobotschaft im Messengerdienst Telegram, "schwere" russische Bombardements auf Lysytschansk hätten schwere Schäden an ziviler Infrastruktur angerichtet, darunter an einem Zentrum für humanitäre Hilfe. Bei den jüngsten russischen Angriffen kamen demnach drei Menschen ums Leben.

7 Tote bei Bombardierungen in Charkiw

Tödliche russische Angriffe wurden auch aus der ostukrainischen Stadt Charkiw gemeldet. Bei russischen Bombardements seien nach vorläufigen Angaben mindestens sieben Menschen getötet worden. Weitere 17 Menschen seien verletzt worden, sagte der regionale ukrainische Befehlshaber Oleg Sinegubow am Donnerstag einem Bericht der Internetzeitung Ukrajinska Prawda zufolge. "Der Feind beschießt auf feige Weise Charkiw", sagte er. Sinegubow rief die Menschen dazu auf, nicht ohne Not auf die Straße zu gehen und bei Luftalarm die Schutzbunker aufzusuchen.

Charkiw, das unweit der Grenze zu Russland im Nordosten der Ukraine liegt, war zu Beginn des russischen Angriffskriegs vor gut drei Monaten schwer beschossen worden. Mitte Mai kehrte in der Stadt, in der vor dem Krieg etwa eineinhalb Millionen Menschen gelebt hatten, aber relative Ruhe ein, weil Russland die Eroberung der Stadt aufgab und seine Truppen weiter in den Osten und den Süden der Ukraine verlegte.

Klitschko kann "keine Sicherheitsgarantien" geben

Zivile Schiffe können nach Darstellung des russischen Verteidigungsministeriums wieder den Hafen von Mariupol ansteuern. Die Gefahr durch Seeminen sei gebannt worden, heißt es. Russland kontrolliert inzwischen die gesamte Küstenstadt. Die ukrainischen Häfen waren vor dem Krieg wichtig für die Ausfuhr von Getreide für den Weltmarkt.

Zur Sicherheitslage in Kiew sagte Vize-Verteidigungsministerin Malyar, auch die Hauptstadt sei weiterhin bedroht: "Denn Kiew zu zerstören und die ukrainische Regierung zu stürzen, ist der schnellste Weg, die Ukraine zu erobern." Auch Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko sagte am Donnerstag beim Weltwirtschaftsforum in Davos, er könne den Bewohnern seiner Stadt "keine Sicherheitsgarantien" geben.

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