Selenskij: Russische Führung besteht aus Kriegsverbrechern

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij
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Der ukrainische Präsident will alle zur Verantwortung ziehen und fordert den Westen zu raschem Öl-Embargo auf.

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij hat die komplette russische Führung als Kriegsverbrecher bezeichnet. "Ich finde, dass die russische Armee, die russische politische Führung, alle, die diese Operation ausgearbeitet haben, alle die Befehle gaben, alle, die diese Befehle ausführten - alle sind Kriegsverbrecher", sagte der 44-Jährige in einem Interview mit dem türkischen Fernsehsender Habertürk, das er am Mittwoch auf seinem Telegram-Kanal veröffentlichte.

Weltweit für Entsetzen hatte am Wochenende der Fund Hunderter ermordeter Bewohner in der Umgebung von Kiew nach dem Abzug russischer Truppen gesorgt. Die Ukraine macht für das Massaker russische Soldaten verantwortlich. Moskau bestreitet das. Russland hatte die Ukraine am 24. Februar auf Befehl des Präsidenten Wladimir Putin angegriffen.

Es sei nicht nur ein Mensch schuld, sagte Selenskij mit Blick auf Putin. "Die internationale Gemeinschaft und die Russische Föderation müssen wissen, dass das ein Massenverbrechen ist, hinter dem die Befehle von vielen Menschen stehen", unterstrich der ukrainische Staatschef. Diese müssten dafür die Verantwortung übernehmen.

Selenskij spricht von Tausenden Vermissten

"Wir wissen bereits von Tausenden Vermissten", sagte Selenskij in seiner Videobotschaft, die in der Nacht zu Donnerstag auf Telegram veröffentlicht wurde. Für deren Verbleib gebe es nur zwei Möglichkeiten - sie seien entweder nach Russland deportiert oder getötet worden, so der ukrainische Präsident.

Selenskij zufolge habe Moskau nach dem internationalen Aufschrei über die Bilder aus dem Kiewer Vorort Butscha seine Taktik geändert und versuche nun, in den von russischen Truppen besetzten Gebieten getötete Menschen von den Straßen und aus den Kellern zu entfernen. Mithilfe von Untersuchungen, Zeugen und Satellitenbildern werde man die Gründe für das Verschwinden der Bürger klären.

Moskau baue weiter Kampfkraft auf, um seine Ambitionen im Donbass im Osten des Landes zu verwirklichen, sagte Selenskij weiter. Russische Einheiten bereiteten sich auf die Wiederaufnahme von Offensiven dort vor. Zuletzt verdichteten sich Hinweise auf eine bevorstehende russische Großoffensive im Osten. Die Regierung in Kiew rief Menschen in den Gebieten Luhansk, Donezk und Charkiw zur Flucht auf. Selenskij erklärte: "Wir werden kämpfen und uns nicht zurückziehen." Dies, bis Russland beginne, ernsthaft Frieden zu suchen.

Selenskyj fordert rasches Öl-Embargo

Westliche Politiker forderte er unterdessen dazu auf, sich rasch auf ein Embargo von russischem Öl zu verständigen. Russland verdiene so viel Geld mit Öl, dass es Friedensverhandlungen nicht ernst zu nehmen brauche, sagte Selenskyj. Viele Politiker könnten sich wegen möglicher Risiken für die Wirtschaften ihrer Länder noch nicht dazu entschließen. "Es stellt sich nur die Frage, wie viele Ukrainer und Ukrainerinnen das russische Militär noch töten muss, damit Sie, bestimmte Politiker - und wir wissen, wer Sie sind - eine gewisse Entschlossenheit an den Tag legen."

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