Jemen: Millionen sind am Rande des Verhungern
Vier Monate schon führt Saudi-Arabien mit sunnitischen Verbündeten Krieg im Jemen. Seit März sollen durch Luftschläge nach UN-Angaben knapp 4000 Menschen ums Leben gekommen sein. 20.000 wurden verletzt, Millionen hungern und Millionen sind auf der Flucht. Wegen der andauernden Kämpfe verschlechtert sich die Lage der Zivilbevölkerung immer weiter. „Der Hauptanteil unserer Patienten sind Kriegsverletzte und andere Trauma-Patienten“, erzählt Vera Schmitz, Krankenschwester der Organisation Ärzte ohne Grenzen, in einem Telefonat mit dem KURIER. Die Hilfe durch das Team reicht von Nothilfe für Verletzte über lebensrettende chirurgische Eingriffe bis zur Unterstützung von Krankenhäusern und der Versorgung von Vertriebenen mit Wasser und Hilfsgütern.
Humanitärer Notstand
Unweit der jemenitischen Hauptstadt Sanaa, in Sahar, werden circa dreißig Patienten pro Tag versorgt. „Da wir hier nur einen Oberarzt haben, besteht unsere Hauptaufgabe in der Unterstützung der lokalen Schwestern. Es herrscht hier ein Mangel an Helfern“, so Schmitz. Viele lokale Ärzte seien geflüchtet, daher haben von ursprünglich fünf nur noch zwei Krankenhäuser in der Umgebung offen. „Wir verfügen hier als Einzige über eine internationale Expertise.“
Auch die Versorgung von Flüchtlingen steht tagtäglich im Vordergrund. „Zu uns kommen hauptsächlich Binnenflüchtlinge“, so Schmitz. „Wir geben unser Bestes, aber es ist uns nicht immer möglich, die Bedürfnisse aller zu erfüllen.“ Viele sind daher in leer stehenden Quartieren unweit der Spitäler entfernt einquartiert. Durch die Gewalt steht der Jemen vor dem Kollaps. Die Hilfsorganisation Oxfam veröffentlichte am Dienstag Zahlen, nach denen fast jeder Zweite der etwa 26 Millionen Einwohner nicht genug zu essen hat. Die Lieferungen von Gütern wird dabei durch eine Seeblockade der Militärkoalition erschwert. Neben Nahrung fehlt es unter anderem auch an Medizin und Treibstoff. Zudem breiten sich erste Seuchen in dem Land aus.
Die Bombardements in der Umgebung seien deutlich zu hören. „Man gewöhnt sich daran. Die Arbeit wird dadurch nicht behindert“, so Schmitz. Trotzdem sei dieser Einsatz anders als die bisherigen: „Hier herrscht Krieg. Da entwickelt man eine besondere Art von Respekt.“
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