Kommandanten-Pose klappt nur noch im TV

Kommandanten-Pose klappt nur noch im TV
Der starke Mann, den die Kandidaten gaben, ist auf der Weltbühne deplatziert.

Wer über ein Minenfeld spaziert, sollte tunlichst nicht stark auftreten. Auch für einen US-Präsidenten gilt heute dieses ungeschriebene Gesetz der Diplomatie: Ob im Nahen Osten oder im Pazifischen Raum, wo sich gerade die Machtblöcke mit lautem Knirschen in Richtung China verschieben. Der Mann im Weißen Haus kann sich ein Dreinschlagen, wie es George Bush noch so beherzt tat, nicht mehr leisten.

So ist die Drohung mit einer Militäraktion gegen den Iran inzwischen zur außenpolitischen Routine geworden. Die Strategen in Washington wissen, dass Bomben gerade jetzt die Lage endgültig außer Kontrolle geraten ließen. Bushs Konzept, mit militärischer Gewalt eine Neuordnung des Nahen Ostens zu erzwingen, ist heute als Illusion abgehakt. Selbst gegen das strauchelnde Assad-Regime in Syrien will Washington nach Möglichkeit keinen Soldaten mehr in Bewegung setzen.

Doch gerade in Wahlkampfzeiten müssen Feinde Feinde bleiben – und mit denen wird partout nicht verhandelt. Schließlich wünschen sich die meisten Amerikaner im Weißen Haus noch immer ihren "Commander-in-Chief", der die Welt für sie in Eigenregie in Ordnung bringt. Und genau den mussten die zwei Kandidaten auch bei ihrer TV-Debatte geben, auch wenn das inzwischen nur noch patriotische Maskerade ist.

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