Wahlgewinner verkündet seinen Sieg per KI-Video - aus der Haft

Wahlgewinner verkündet seinen Sieg per KI-Video - aus der Haft
Pakistans Ex-Premier Imran Khan sitzt im Gefängnis. Mittels KI-Video kann er trotzdem seinen Wahlsieg in den Parlamentswahlen verkünden.

Von Raphael Bossniak

„Eure massive Wahlbeteiligung hat alle verblüfft“, sagt Imran Khan in einem an seine Anhänger gerichtetes Video. Er feiert den Wahlsieg seiner Partei PTI. Doch Khans Stimme klingt robotisch, die Lippenbewegungen des Kricketweltmeisters passen nicht zum Gesagten. Im linken Eck des Videos prangt der Schriftzug „Autorisierte KI-Stimme“. Es ist ein von einer Künstlichen Intelligenz (KI) vertontes Video, die PTI-Parteimitglieder verbreiten.

„Dass die PTI so gut digitale Medien nutzt liegt auch daran, dass Khans Unterstützer so jung sind“, sagt Pakistan-Experte Leo Wigger von der deutschen Candid Foundation.

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Khans Antritt 2018 war eine Alternative zum festgefahrenen Parteiensystem.

Khan hatte einst mit Pakistans Zweiparteiensystem gebrochen, sitzt aber seit letztem Jahr hinter Gittern. Der Ex-Premier hatte sich mit dem mächtigen Militär des 200-Millionen-Einwohner-Staates zerstritten. Die Armee, die als großer Strippenzieher in Pakistan gilt und einst Khan an die Macht brachte, putschte 2022 gegen das Kabinett des 71-Jährigen.

Das Militär wollte einen PTI-Sieg verhindern

Pakistans Militär legte der PTI immer wieder Steine in den Weg, darunter ein de facto Verbot als Partei anzutreten. Stattdessen traten PTI-Politiker als Unabhängige an und eroberten 101 von 266 Parlamentssitzen. „Die PTI war enorm resilient. Sie setzte auf digitale Medien und war in den Wahlkreisen sehr aktiv“, erklärt Wigger.

Zweiter wurde die religiös-konservative Muslimliga von Nawaz Scharif. Der Wirtschaftsmogul galt als Favorit des Militärs Pakistans.

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Obwohl Imran Khan bereits 71 Jahre alt ist: Gerade für junge Pakistanis gilt er als Hoffnungsträger

Koalition gegen PTI

Doch eine PTI-Regierung scheint unwahrscheinlich. Der PTI fehlt die absolute Mehrheit und die Gunst des Königsmachers Militär.

Um doch in eine Regierung mitaufgenommen zu werden, müsste die Partei auf einen Kompromiss setzen, sagt Wigger. „Die PTI müsste einen Kandidaten stellen, der auch vom Militär angenommen wird. Wie zum Beispiel Ex-Außenminister Shah Mehmood Qureshi.“ Doch das sei unwahrscheinlich, so der Experte: Die PTI gilt als wenig kompromissbereit.

Wahrscheinlicher sei hingegen eine Koalition von Sharifs Muslimliga und dem Drittplatzierten, der Pakistan Volkspartei von Mitte-Links Politiker Bilawal Bhutto Zardari. Muslimliga und Volkspartei stellten bereits nach dem Sturz von Khan eine Koalition.

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