"Hier ist fast jede Familie direkt oder indirekt betroffen von schweren Erkrankungen oder Todesfällen“, erzählt Fink. Es herrsche eklatanter Nachschubmangel bei Sauerstoff und Medikamenten, Spitäler seien voll.
Geld hilft nicht
Jeder wisse, dass er nach einer Infektion nicht mit einer Behandlung rechnen könne, so Fink – „auch mit noch so viel Geld“. Mittlerweile würden sogar ehemalige Minister abgewiesen.
Die Krise sei die „Summe aller Nachlässigkeiten“, meint Fink, angefangen bei der einzelnen Person, die keine Maske trage.
Hinzu kämen Versäumnisse der Regierung sowie Mutationen, die das Coronavirus aggressiver und leichter übertragbar gemacht hätten (was noch Gegenstand von Studien ist, Anm.) Anders als 2020 stecke sich bei einer Infektion nun die komplette Familie an, auch in der Mittelschicht, die weniger beengt lebe.
In Teilen Indiens wurde mit Lockdowns auf die Krise reagiert; ein landesweites Herunterfahren ist derzeit nicht in Sicht. Die Versorgung mit Lebensmitteln sei in Delhi aufrecht, berichtet Fink. "Kleinere Shops sind aber geschlossen." Essen könne online bestellt werden.
Am stärksten seien die Tagelöhner von den Lockdowns betroffen. "Sie erhalten freie Rationen Essen und Trinken", sagt Fink. Auch NGOs und die Sikh-Community seien sehr engagiert - "in Indien gibt es ja kein soziales Netz wie bei uns".
Warten auf Impfung
Fink selbst hatte Delhi nach Ausbruch der Pandemie Ende März 2020 verlassen und kehrte im August zurück. In der aktuellen Corona-Welle versuchen seine Frau und er, vorsichtig zu sein. Auch seien sie – anders als der Großteil der Inder – bereits einmal geimpft worden, sagt Fink. Und freut sich auf die zweite Dosis Mitte Mai.
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