"Katastrophe ist voll im Gang"

Michaela Sieger organisiert für die Caritas die Südsudan-Hilfe vor Ort
Hungersnot: Nach Bürgerkrieg hat jeder Dritte zu wenig zu essen.

Wenigstens eine positive Auswirkung habe die derzeitige Regenzeit im Südsudan: "Wegen der heftigen Niederschläge sind die meisten Straßen gar nicht oder nur extrem beschwerlich passierbar. Dadurch gibt es jetzt auch keine Kampfhandlungen", sagt Michaela Sieger im KURIER-Telefonat. Die Caritas-Mitarbeiterin befindet sich gerade in dem afrikanischen Land, in dem seit vergangenen Dezember mit kurzen Unterbrechungen ein Bürgerkrieg tobt.

1,7 Millionen der 12 Millionen Südsudanesen wurden vertrieben. Die meisten befinden sich in Lagern innerhalb des jüngsten Staates der Welt (unabhängig seit 2011). "In den Camps sind durch den vielen Regen die sanitären Verhältnisse katastrophal", schildert Michaela Sieger, die gemeinsam mit der Caritas-USA die Hilfe organisiert.

Die Burgenländerin war unter anderem in dem Flüchtlingscamp Mingkaman an der Grenze der beiden Bundesstaaten Jonglei und Lake. "Die Stadt hatte vor Ausbruch der Kämpfe (zwischen den Regierungstruppen um Präsident Salva Kiir und Einheiten von seinem früheren Stellvertreter Rick Machar) 25.000 Einwohner, jetzt muss sie 100.000 Vertriebene verkraften. Und in der Umgebung befinden sich nochmals 120.000 Flüchtlinge", so Sieger. Zurückkehren wollten die allermeisten derzeit nicht, zu groß sei die Angst, dass es nach dem Ende der Regenzeit Mitte Oktober zu einem neuen Gewaltausbruch kommen könnte.

"Das Wichtigste sind in dieser Lage Nahrungsmittellieferungen", betont die frühere Journalistin. Denn laut UN-Angaben sind fast vier Millionen Südsudanesen von Hunger bedroht. "Eine echte Katastrophe steht hier nicht nur bevor, sie ist schon voll im Gang", schlägt Sieger Alarm.

Die Caritas-Österreich hat fast 400.000 Euro als Soforthilfe für die Betroffenen zur Verfügung gestellt. Die Entwurzelten erhalten Getreide, Salz, Öl und Küchenutensilien, um die Mahlzeiten auch zubereiten zu können. Und sie bekommen auch Saatgut. "Denn wenn sie in der Regenzeit nicht mehr anbauen können, ist auch die kommende Ernte verloren, die im Dezember einzufahren wäre", sagt die engagierte Frau.

Über die jüngste Anordnung der Regierung zeigt sie sich ebenso bestürzt wie Mitarbeiter anderer Hilfsorganisationen. Denn alle Ausländer, egal ob für Nichtregierungsorganisationen oder Privatunternehmen tätig, müssen bis 15. Oktober das Land verlassen.

Spenden: PSK, IBAN: AT92 6000 0000 0770 004

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