Katar: Die Untertanen dürfen wählen

Katar: Die Untertanen dürfen wählen
Der Emir will als Vorreiter in der arabischen Welt gelten: Er entschied, dass die Mitglieder des Schura-Rates bald von den Bürgern gewählt werden dürfen.

Es ist ein kleiner Schritt mit großer Symbolik: Um die "Herausforderungen der Zeit bewältigen" zu können, sollen die Bürger des kleinen Golfstaates Katar ab Herbst 2013 erstmals die Mitglieder des Schura-Rates wählen dürfen, verkündete der Emir des Wüstenstaates diese Woche. Bisher hat Scheich Hamad bin Khalifa Al Thani als absoluter Monarch die 35 Mitglieder seines Beratungsgremiums selber ausgewählt.

Der Herrscher über 1,7 Millionen Untertanen positioniert sich bereits länger als Modernisierer. So unterstützt er etwa aktiv die Demokratiebewegungen in den arabischen Ländern und auch gemäßigte islamische Parteien in der Region.
In Libyen konnten sich die Rebellen auf Waffen und Treibstoff aus dem Emirat verlassen. Geld dazu hat der Herrscher dank enormer Erdgas- und Erdölvorkommen im Überfluss. Laut Weltbank zählt Katar zu den zehn reichsten Staaten der Welt. Die Einnahmen kommen bei der Bevölkerung an.

Seinen Einfluss will er aber nicht nur im Wüstenstaat geltend machen: Der Emir sei davon überzeugt, dass er zur Stabilisierung und zur Modernisierung im gesamten arabischen Raum seinen Beitrag leisten kann, sagt der Islam-Experte Udo Steinbach zum KURIER. An der Medienfront mit dem Fernsehsender Al Jazeera. In den Diskussionsprogrammen kommen Islam-Kritiker und Vertreter Israels zu Wort.

Politik und Diplomatie

Der Sender hat als Erster das Propaganda-Monopol der Könige und Despoten in der Region durchbrochen. Freilich hat auch bei Al Jazeera der Emir in heiklen Fragen das letzte Wort. Etwa im Zuge der Ausschreitungen in Bahrain, die - im Gegensatz zu den anderen Revolten - als religiöse Unruhen abgetan worden waren.

An der politischen Front macht Katar mit hochkarätig besetzten Konferenzen von sich reden. So geben sich im Kleinstaat regelmäßig Gäste aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik die Türklinke in die Hand. Dann geht es um die langfristige Entwicklung der Weltwirtschaft oder um den Islam oder um Frieden im Nahen Osten.
"Katar ist ein Zentrum diplomatischer und intellektueller Aktivitäten geworden", sagt Steinbach. Bald ist es das auch sportlich gesehen: 2022 trägt das Land die Fußball-Weltmeisterschaft aus.

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