Katalonien: 1,6 Millionen demonstrierten

Catalan separatist flags are waved as a crowd forms a human chain to mark the "Diada de Catalunya" (Catalunya's National Day) in central Barcelona September 11, 2013. Hundreds of thousands of Catalans held hands in a 400-km (250-mile) human chain across their region on Wednesday to press the Spanish government to let them vote on breaking away and forming their own country. A deep recession and cuts in public spending in Catalonia, a wealthy industrial region in northeastern Spain that accounts for a fifth of the country's economic output, have stirred discontent with the central government in Madrid. REUTERS/Albert Gea (SPAIN - Tags: POLITICS CIVIL UNREST)
Die spanische Provinz geht mit wachsendem Tempo ihren Weg in die Unabhängigkeit. Madrid aber blockiert.

Um 17.14 Uhr läuteten Kirchenglocken das Zeichen zur Schließung der Menschenkette ein. Ein Moment mit Geschichte: Auf den Tag, auf die Minute genau kapitulierte Barcelona 1714 vor den Truppen des spanischen Königs. Katalonien als Nation verschwand von der Landkarte. Jetzt, fast 300 Jahre später, soll diese Nation wieder entstehen. Das forderten die mindestens 1,6 Millionen Teilnehmer an der Menschenkette.

„Wir wollen ein Referendum, um zu sehen, ob die Mehrheit Kataloniens die Unabhängigkeit unterstützt. Unsere einzige Hoffnung ist, dass Europa und der Rest der Welt Druck auf die spanische Regierung ausübt“, so eine 39-jährige Beamtin, die sich der 400 Kilometer langen Kette im Herzen Barcelonas am Mittwoch anschloss. 2014 soll die katalanische Bevölkerung über die Unabhängigkeit Kataloniens abstimmen.

Die Aktion war von einer separatistischen Bewegung organisiert worden. Kataloniens Regierungschef Artur Mas nahm ebenfalls an der Demo teil. Mas’ konservativ-nationalistische Regionalpartei CiU sieht vor, dass im kommenden Jahr 7,5 Millionen Katalanen in einem Referendum über die Zukunft der Region abstimmen sollen. Die spanische Regierung unter Ministerpräsident Mariano Rajoy hält dies aus verfassungsrechtlichen Gründen für unmöglich. Der Präsident droht, alle einseitigen Abspaltungsschritte gerichtlich zu stoppen. Frühestens 2016, am Ende der Legislaturperiode, will es Mas auf eine direkte Konfrontation mit Madrid ankommen lassen. Verhandlungen mit der Zentralregierung laufen.

Krise hilft Separatisten

In Katalonien, einer der reichsten Regionen Spaniens, wird der Ruf nach Unabhängigkeit immer lauter. Die Schuldenkrise hat der separatistischen Bewegung zusätzlichen Auftrieb verschafft. Rechnungen von Wirtschaftsexperten zeigen, dass Katalonien jedes Jahr bis zu 16 Milliarden Euro an den Rest des Landes abführt – das entspricht bis zu 8 Prozent des Bruttoinlandproduktes. Zum Vergleich: Hessen und Bayern zahlen rund 0,8 Prozent ihres BIPs.

Abgesehen vom finanziellen Ungleichgewicht fühlen sich die Katalanen kulturell unterdrückt. Unter Diktator Franco war sogar die Sprache verboten. Im Gegenzug wird Spanisch heute von der katalanischen Politik massiv eingeschränkt.

Zur Europapolitik äußert sich Mas: „Die Hauptsache ist, wir bleiben in der EU.“ Die Kommission in Brüssel hat jedoch abgelehnt, einen möglichen Staat Katalonien in die EU aufzunehmen. Die Region selbst ist wie Spanien hochverschuldet. Die Hilfskredite belaufen sich auf mehrere Milliarden Euro.

Laut der spanischen Tageszeitung El Pais sind derzeit 52 Prozent der Katalanen für die Unabhängigkeit, 24 Prozent dagegen.

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