Junckers Probleme mit den Frauen

Jean-Claude Juncker
Der designierte EU-Kommissionspräsident braucht mindestens neun Kommissarinnen.

Die Warnung vieler Europa-Abgeordneter ist ernst gemeint: Sollte Jean-Claude Juncker nicht genügend Frauen in der 28 Mitglieder zählenden Kommission haben, fällt sein Männer-Klub bei der Abstimmung durch. Die EU-Abgeordneten müssen nämlich der Kommission als Ganzes nach den Anhörungen aller vorgeschlagener Kommissare ihren Sanktus erteilen.

Lehnt das Parlament die Juncker-Mannschaft ab, sind die EU-Regierungen gezwungen, den Bestellungsvorgang zu wiederholen. Die Mitgliedsländer haben das alleinige Recht, dem designierten Kommissionspräsidenten die Vertreter des Kollegiums vorzuschlagen.

Juncker ist das Problem bewusst, er hat bei seinen Gesprächen in den Fraktionen des EU-Parlaments deutlich gemacht, dass er eine Kommission mit einem geringen Frauenanteil für "nicht glaubwürdig und nicht legitim hält".

Bis jetzt hat Juncker erst drei Frauen fix: Italiens Premier Matteo Renzi schickt seine Außenministerin Federica Mogherini, Belgien und Griechenland haben ebenfalls Politikerinnen genannt. Angeblich will auch Zypern eine Frau entsenden.

Da mindestens die Hälfte der Mitgliedsländer bereits ihre Vertreter in der Kommission nominiert haben, wird es für Juncker immer schwieriger, auf die Zahl Neun zu kommen. Warum neun Frauen? Weil die noch amtierende Kommission unter José Manuel Barroso ebenfalls neun weibliche Mitglieder hat, das sind 32 Prozent des Kollegiums.

Nach der Anhörung Junckers am Mittwochnachmittag in der Europäischen Volkspartei, erklärte ÖVP-Delegationsleiter Othmar Karas, dass "eine Kommission, die weniger Frauen hat als bisher, im EU-Parlament sicher durchfallen wird". Die Wahl findet in der zweiten Oktober-Hälfte statt.

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