Jubelszenen in Damaskus: "Wir bieten ihnen die Stirn"
Explosionen, Flugzeuglärm und helle Blitze schrecken die Bewohner von Damaskus gegen vier Uhr morgens aus dem Schlaf. "Ich habe den Angriff gehört und bin aufgewacht", erzählt Sawsan Abu Tableh. "Ich habe gleich im Internet nachgeschaut und gelesen: Schamloser Angriff von Amerika, Frankreich und Großbritannien."
45 Minuten lang donnern am frühen Samstagmorgen Kampfflugzeuge über die syrische Hauptstadt, als die USA, Großbritannien und Frankreich als Reaktion auf einen mutmaßlichen Giftgaseinsatz in der Stadt Douma (Duma) mehrere Ziele in Syrien mit Raketen beschießen. Nach schweren Explosionen steigen am nördlichen und östlichen Stadtrand von Damaskus dichte Rauchwolken in den Nachthimmel.
"Ich bin um vier Uhr vom Lärm des Angriffs aufgewacht und habe gleich die Nachrichten eingeschaltet", berichtet auch die 49-jährige Rahmeh Abu Hamra, die im östlichen Stadtteil Jarmana wohnt. In Washington verkündet US-Präsident Donald Trump gerade den Beginn des Angriffs. Abu Hamra geht auf ihren Balkon. Auf der Straße sieht sie Menschen, die im Morgengrauen auf dem Weg ins Stadtzentrum sind, um spontan für Machthaber Bashar al-Assad zu demonstrieren.
Abu Hamra ruft sich ein Taxi und fährt zusammen mit ihrem Sohn zum Omayyaden-Platz. "Trump und alle Leute wie er sind uns egal. Auch die Raketen sind uns egal", sagt Abu Hamra. "Wir bieten ihnen mit unserer Armee die Stirn."
Nedher Hammud ist nach den ersten Explosionen auf sein Dach geklettert. Die westlichen Raketen seien von der syrischen Luftabwehr abgeschossen worden und "wie Fliegen vom Himmel" gefallen, sagt der 48-jährige Anhänger der Assad-Regierung, der noch im Schlafanzug ins Stadtzentrum geeilt ist.
Bei Sonnenaufgang haben sich schon Dutzende Menschen auf dem Omayyaden-Platz versammelt. Sie sind zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem Auto gekommen. Die Menschen lachen, zeigen das Victory-Zeichen und schwenken syrische Flaggen. Viele tanzen und singen Lieder zu Ehren Assads und seiner Truppen. "Gott schützt dich, Damaskus", rufen sie. "Bashar, wie stehen dir zu Diensten. Lass die Welt in Flammen aufgehen."
"Trump dachte, dass wir uns in Bunkern vor den Bomben verstecken, aber wir sind auf dem Omayyaden-Platz", sagt Amina al-Fares. Die 58-Jährige ist ganz in Schwarz gekleidet, weil sie im Bürgerkrieg ihren Sohn und mehrere Neffen verloren hat. "Alle für Bashar al-Assad", ruft sie.
Für viele Assad-Anhänger sind die westlichen Angriffe ein Zeichen für den Sieg der Regierungstruppen, die am Samstag in Duma einmarschieren, der zuvor eroberten letzten Rebellenbastion in Ost-Ghouta vor den Toren der Hauptstadt. "Wir haben gewonnen, es ist vorbei. Der Terrorismus ist besiegt", jubelt der 59-jährige Jaman Kiblawi. "Das war ihr letzter Angriff."
Nedher Hammud macht den westlichen Staaten schwere Vorwürfe. "Sie machen, was sie wollen. Sie töten, wen sie wollen", sagt der Assad-Anhänger. Von den Angriffen am Samstag werde nur in Erinnerung bleiben, "dass Syrien die Raketen abgeschossen hat. Aber nicht nur das: Es hat die amerikanische Arroganz abgeschossen".
(Von Rim Haddad/AFP)
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