Eine Million Menschen im Gazastreifen auf der Flucht
Der jordanische König Abdullah hat es als "rote Linie" bezeichnet, dass Palästinenser aus dem Gazastreifen aus dem Land gedrängt werden. "Keine Flüchtlinge in Jordanien, keine in Ägypten", sagte er bei seinem Besuch in Berlin.
Hälfte der Zivilbevölkerung des Gazastreifens auf der Flucht
Das Problem müsse innerhalb des Gazastreifens gelöst werden und könne nicht auf andere Länder verlagert werden. Jordaniens Bevölkerung bestehe bereits zu einem Drittel aus Palästinenserinnen und Palästinensern.
Zusammen mit Deutschlands Kanzler Olaf Scholz forderte er eine Versorgung der Zivilistinnen und Zivilisten im abgeriegelten Gazastreifen. "Es ist wichtig zu differenzieren: Die Palästinenser sind nicht Hamas", sagt Scholz. "Die Hamas hat kein Recht für sie zu sprechen. Die Bevölkerung ist ebenfalls Opfer der Hamas."
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Unterdessen meldete das UNO-Nothilfebüro (OCHA), dass fast die Hälfte der Zivilbevölkerung des Gazastreifens auf der Flucht ist. Rund eine Million Menschen hätten ihre Wohnungen bis Montagabend verlassen, teilte OCHA in der Nacht auf Dienstag mit.
Viele Zufluchtsmöglichkeiten haben sie demnach nicht, weil der nur rund 40 Kilometer lange Küstenstreifen vollständig abgeriegelt ist. Ein Drittel der Menschen habe Zuflucht in Gebäuden des UNO-Hilfswerk für Palästinenser (UNRWA) gesucht, hieß es. Andere kampierten im Freien oder seien bei Freunden und Verwandten im Süden des Gebiets untergekommen.
Krankenhäuser seien mangels Strom und inzwischen auch Treibstoff für Generatoren „am Rande des Zusammenbruchs“, wie das Büro berichtete. Das Leben Tausender Patienten sei in Gefahr. Israel liefere zwar wieder Wasser, aber nur vier Prozent der Menge, die im Gazastreifen gebraucht werde. Es drohten Krankheitsausbrüche.
In Vorbereitung einer möglichen Bodenoffensive gegen die islamistischen Hamas-Angreifer hat Israel die Bevölkerung im nördlichen Gazastreifen wiederholt aufgefordert, das Gebiet Richtung Süden zu verlassen - Israels Blockade des Gazastreifens und seine Anordnung, den Norden zu evakuieren, könnte den Vereinten Nationen zufolge gegen das Völkerrecht verstoßen.
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Der jordanische König verurteilt Angriffe auf Zivilistinnen und Zivilisten auf beiden Seiten. Scholz forderte, einen Flächenbrand in der Region zu verhindern: "Ich warne die Hisbollah und Iran ausdrücklich, in den Konflikt einzugreifen", sagte Scholz.
"Bodenoffensive? Es kann auch etwas anderes sein"
Vom israelischen Militär hieß es am Dienstag, man wolle nicht unbedingt zu einer Bodenoffensive übergehen. "Wir bereiten uns auf die nächsten Kriegsphasen vor", sagte ein Militärsprecher. "Wir haben bisher nicht mitgeteilt, worum es sich handelt. Alle sprechen von einer Bodenoffensive. Es kann auch etwas anderes sein."
Laut dem Politologen Carlo Masala steht eine Bodenoffensive vor dem Problem, dass sie in einem urbanen Umfeld stattfinde. "Damit drohen den israelischen Streitkräften im Prinzip dreidimensionale Gefahren: von oben, von vorne, von hinten und auch von unten aus den Tunnelsystemen, aus der Kanalisation", so Masala im ZDF-"Morgenmagazin". Zudem müssten Zivilistinnen und Zivilisten geschützt werden. "Das ist alles extrem schwierig und herausfordernd."
Masala ist Politikwissenschaftler an der Universität der Bundeswehr München. "Eigentlich ist Militär dazu da, politische Ziele zu verfolgen", so Masala. "Wir haben aber momentan nur ein erklärtes militärisches Ziel." Dieses Ziel sei die politische und militärische Auslöschung der Hamas. Es stelle sich die Frage, was mit Gaza passiere, wenn dieser Plan erfüllt sei. "Dazu gibt es noch keine Äußerung."
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