Jamie Oliver: "VerpissDichBoris"
Jamie Oliver, der berühmteste Koch Großbritanniens, ist stinksauer. Unter dem Hashtag #BuggerOffBoris – "Verpiss Dich Boris" – schreibt Oliver: "Macht den verfi**ten Boris Johnson zum Premier – dann war’s das für mich. Dann bin ich raus. Mein Glaube an uns wäre für immer gebrochen. Lasst uns aufhören, nur Zuschauer zu sein. Wir können das nicht zulassen."
Das Gesicht des Brexit, der konservative Londoner Ex-Bürgermeister Boris Johnson hat derzeit nichts zu Lachen. Innerhalb weniger Tage wurde der charismatische Aufschneider zum meistgehassten Mann bei den proeuropäischen Briten. Der 52-Jährige hat gelogen, dass sich die Balken bogen, nur um seine Chancen auf das Amt des Premierministers zu erhöhen. Die Briten wissen, dass der Traum von der großen Freiheit alle Vorteile aus der EU kostet.
Bei den Konservativen gibt es die Kampagne ABB – Anything But Boris. Alles außer Boris. Die Tories sind offenbar kampfbereit, sie haben schon früher viele Favoriten aus dem Rennen gekippt.
Unter Polizeischutz
"Wenn wir ihn sehen, werden wir ihn von seinem blöden Fahrrad prügeln", sagen aufgebrachte Londoner und posten das Bild eines Radfahrers, der dem entgegenradelnden Johnson den Stinkefinger zeigt. Johnson steht jetzt unter Polizeischutz und kann es offenbar selbst nicht ganz fassen, wie die Stimmung gerade kippt.
Denn auch in den Brexit-Hochburgen im abgehängten Norden des Landes und im südlichen Cornwall dämmert inzwischen vielen, dass sie ganz grauslich angelogen wurden, wenn jetzt die Steuern erhöht werden und das britische Pfund an Wert verliert.
Vergleich mit Trump
Johnson, der Demagoge wird immer häufiger mit Donald Trump verglichen. Als ein Hallodri, dem es nur um die einzige Sache geht, nämlich um sich selbst. Der Adelige, der feinstes Oxford-Englisch spricht, spielte immer den lustigen Kerl. Als Bürgermeister von London hatte er im Gegensatz zu anderen Stadtoberhäuptern eine hauptsächlich repräsentative Rolle. Da kam gut an, wenn er kalauerte: "Wenn Sie mich wählen, wird Ihre Frau größere Brüste bekommen und sich Ihre Chance verbessern, einen BMW M3 zu besitzen." Die Sache mit dem BMW macht inzwischen vielen Briten nur noch Angst. Was ist, wenn die großen Konzerne das Land verlassen? Was, wenn Nordirland und Schottland sich abspalten?
Johnson ist hoch gebildet, sein Großvater väterlicherseits war türkischer Edelmann, die Mutter war halbe Amerikanerin mit jüdischen Vorfahren. Johnsons Geheimnis ist seine Selbstironie, als er vor vier Jahren, während der Olympischen Spiele in London, in einem Seilzug hängen blieb, erhöhten Videos von diesem Missgeschick seine Beliebtheit.
Doch vielen Briten dämmert jetzt, dass das Brexit-Missgeschick sehr ernste Folgen haben wird.
Kommentare