Jahrestag von #mahsaamini: Unruhen im Iran nehmen wieder zu

Jahrestag von #mahsaamini: Unruhen im Iran nehmen wieder zu
Rund drei Wochen bevor sich der Todestag von Jina Mahsa Amini jährt, nehmen im Iran Verhaftungen, öffentliche Misshandlungen und Proteste zu.

Mit mehr als bisher 80 Millionen Hashtags geht #mahsaamini in die Geschichte der Sozialen Medien ein. Am 16. September 2022 wurde die junge iranische Kurdin Jina Mahsa Amini bei einem Besuch in Teheran festgenommen, weil sie ihr Kopftuch nicht ordnungsgemäß trug und starb kurz darauf nach gewaltsamen Übergriffen im Polizeigewahrsam.

Mehr brauchte die seit Jahren schwelende Protestbewegung nicht, die mit dem Slogen "Frau, Leben Freiheit" (Jin, Jian Azadi - Kurdisch; Zan, Zendegi, Azadi - Farsi) weltweit Schlagzeilen machte: Wochenlang strömten vor allem junge Menschen auf die Straße, um gegen das Regime zu protestieren, riefen "Tod dem Diktator" und zerrissen öffentlich Bilder von Staatsoberhaupt Ali Khamenei. Die Aufstände wurden blutig niedergeschlagen, es gab Tausende Verhaftungen und Berichte von brutalen Misshandlungen.

Sittenwächter, die Fahnenflucht begingen, erzählten später, sie wurden dazu angewiesen, auf die Augen und Genitalien von Protestierenden zu schießen. Unzählige verloren mindestens ein Auge. Neben Hunderten Menschen die während der Proteste oder an den Folgen von Misshandlungen starben, gab es auch Hinrichtungen von Protest-Teilnehmern.

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Neue Verhaftungswelle

In weniger als drei Wochen jährt sich nun der Todestag von Jina Mahsa Amini und im Iran brodelt es wieder, das Regime rechnet mit großen Protesten und rüstet sich. Zahlreiche Angehörige von getöteten Demonstranten ließen sich trotz Drohungen nicht zum Schweigen bringen und wurden in den vergangenen Tagen verhaftet. In öffentlichen Verkehrsmitteln und an Wänden rufen Sticker, Flugzettel und Graffitis dazu auf, am 16. September auf die Straße zu gehen. In den sozialen Medien kursieren Aufrufe zu weltweiten Demos. Und je näher der Jahrestag rückt, desto mehr häufen sich Videos aus dem Land, in denen mehr und mehr Menschen gegen das Regime protestieren.

Unterdessen gehen nicht nur Sittenwächter brutal gegen Frauen vor, die noch immer ohne Kopftuch auf die Straße gehen. Auch die normale Bevölkerung wird dazu ermutigt, für "Ordnung" zu sorgen. Geschäften, die Frauen ohne Kopftuch bedienen, drohen hohe Strafen bis hin zur Schließung.

Dieser Tage ging das Video einer Frau ohne Kopftuch viral, die sich gegen ihren Taxifahrer wehrt, der sie gewaltsam aus dem Auto zerren will.

Für Aufregung sorgt auch die jüngste Verhaftung eines Prominenten - seit dem Vorjahr wurden zahlreiche Künstler, die ihre Stimme gegen das Regime erhoben hatten, inhaftiert. Der Rapper Toomaj Salehi ist seit über 300 Tagen in Haft und soll brutaler Folter ausgesetzt gewesen sein.

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Nun hat der beliebte Popsänger Mehdi Yarrahi erst vor wenigen Tagen den Song "Roosarito" ("Dein Kopftuch") veröffentlicht. Das Lied enthielt Textpassagen wie: "Öffne deine Haare, erfülle die Luft mit deinem Parfum... zieh den Vorhang zur Seite... lache und protestiere gegen das Weinen".

Kurz vor seiner Verhaftung hatte Yarrahi noch ein Posting abgesetzt: "Weint nicht, ich bin der Albtraum dieses Richters. Hören wir nicht auf über den Jahrestag von Mahsa Aminis Ermordung zu sprechen."

 

 

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