Italien sperrt wieder zu - dritter Lockdown wegen Coronavirus
Auch in Italien, das im vergangenen Jahr besonders brutal von der Corona-Pandemie getroffen wurde, steigen wieder die Infektionszahlen. Die Regierung des neuen Premierministers Mario Draghi zieht daher die Notbremse: Am Montag beginnt der dritte Lockdown seit Beginn der Pandemie, der bis mindestens 6. April gelten wird.
Ein Osterurlaub in Italien? Keine Chance, weder für Italiener, noch für Ausländer. Für das Oster-Wochenende wurde schon jetzt für ganz Italien die Alarmstufe rot festgesetzt.
Verantwortung eingemahnt
Regionen mit einem Inzidenzwert von 250 Fällen wechseln heute automatisch in die höchste, rote Alarmstufe. Dies trifft derzeit auf rund drei Viertel des Landes zu.
Sardinien bleibt "weiß"
Elf der 20 Regionen werden auf der "Corona-Ampel" als rot eingestuft. Alle anderen sind orange mit Ausnahme der Insel Sardinien, die als weiße Region mit lockeren Anti-Corona-Vorlagen gilt.Zur "roten Zone" gehören etwa die Lombardei, Venetien, Latium, die Emilia-Romagna und das Piemont. Betroffen sind mehr als 40 Millionen Menschen. Schulen und Kitas schließen dann genauso wie Geschäfte. Restaurants dürfen nur Speisen zum Mitnehmen verkaufen. Die Bewegungsfreiheit wird stark eingeschränkt.
"Das ist die Zeit der Wende. Die Italiener müssen Verantwortungsbewusstsein beweisen, ansonsten werden wir alles verlieren", sagte der für die Impfkampagne zuständige Regierungskommissar Francesco Figliuolo in einem TV-Interview am Sonntagabend. Der General fordert Disziplin von allen, anders werde man die Pandemie nicht in den Griff bekommen.
Die Italiener nutzten derweil noch das letzte Wochenende vor Beginn des Lockdowns in mehreren Regionen, um in Parks und am Strand spazieren zu gehen und Zeit in Freien zu genießen. Viele speisten zu Mittag in Restaurants, bevor ab Montag wieder zuhause gekocht werden muss. Lokale und Geschäfte sind ja ab Montag zu.
Auch viele Friseursalons erlebten noch einen regelrechten Kundenansturm. Die Polizei musste in Rom und Mailand größere Menschenansammlungen auflösen.
Regierungschef Mario Draghi will die unter der Corona-Pandemie leidende Konjunktur mit zusätzlichen staatlichen Mitteln ankurbeln. Diese Woche will der Ministerpräsident ein Stützungspaket für die Wirtschaft mit Maßnahmen in der Größenordnung von 32 Mrd. Euro vorstellen.
80 % Impfrate bis Herbst
Auch sein Impfziel gab Draghi bekannt: Bis September will er mindestens 80 Prozent der Bevölkerung gegen das Coronavirus geimpft haben. Laut dem neuen Impfplan der Regierung soll die Zahl der täglich verimpften Dosen von 170.000 auf 500.000 gesteigert werden. Die Beschleunigung der Impfungen soll dank der Lieferung von 7,3 Millionen Dosen von Johnson & Johnson-Vakzinen ab Mitte April möglich sein, heißt es in Rom.
Bis Ende Juni werden 27 Millionen Dosen von Johnson & Johnson in Italien erwartet. Der Impfstoff, mit dem es nur eine Dosis braucht, sei bei niedrigen Temperaturen leicht aufzubewahren und könne die Lieferkürzungen des britisch-schwedischen Pharmakonzerns AstraZeneca kompensieren.
Am Sonntag wurden erneut Zweifel am AstraZeneca-Vakzin laut. Nach dem Tod eines 57-jährigen Lehrers im Piemont wurde in der norditalienischen Region die Corona-Impfungen mit einer Charge des AstraZeneca-Präparats vorübergehend ausgesetzt. Nach Angaben der Gesundheitsbehörden starb der Mann, nachdem er am Vortag mit dem AstraZeneca-Vakzin geimpft wurde.
Zweifel an Astra Zeneca
Bis klar sei, ob es einen ursächlichen Zusammenhang zwischen dem Todesfall und der Impfung gebe, würden die Impfungen vorläufig gestoppt, sagte der Gesundheitsbeamte des Piemonts Luigi Genesio Icardi.
Italiens Gesundheitsminister Robert Speranza betonte hingegen am Sonntag in einem Interview der Zeitung „La Repubblica“: „Die Impfstoffe in Italien und Europa sind alle wirksam und sicher.“
Justiz ermittelt
Die Staatsanwaltschaft von Bologna leitete eine Untersuchung nach dem Tod eines stellvertretenden Schuldirektors ein, der zehn Tage nach seiner Immunisierung mit dem AstraZeneca-Impfstoff in seinem Bett tot aufgefunden worden war.
Italiens Justiz ermittelt bereits in fünf weiteren Todesfällen, die mit der AstraZeneca-Impfung zusammenhängen könnten. Italiens Arzneibehörde AIFA hatte am Donnerstag eine AstraZeneca-Charge eingezogen, nachdem zwei Militärs auf Sizilien nach der Impfung gestorben waren.
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