Silvio-Berlusconi-Airport: Mailand hat jetzt einen Bunga-Bunga-Flughafen

Silvio-Berlusconi-Airport: Mailand hat jetzt einen Bunga-Bunga-Flughafen
Die lombardische Regionalregierung hat den Mailänder Airport Malpensa nach Silvio Berlusconi umbenannt - das passt nicht allen.

Auch als Verstorbener schafft es Ex-Premier Silvio Berlusconi, die Italiener zu nerven. Kurz nach dem Tod des gebürtigen Mailänders vor einem Jahr hat die regionale Mitte-Rechts-Verwaltung beschlossen, den Mailänder Flughafen in Malpensa Silvio Berlusconi umzubenennen; jetzt hat die Regierung in Rom das Ganze im Schnellverfahren durchgedrückt.

Berlusconi wäre sicher sehr stolz darauf - wobei er wahrscheinlich auch der Meinung gewesen wäre, diese Ehre würde ihm zustehen. An Selbstwertgefühl hatte es dem Cavaliere nie gemangelt.

"Ich würde mich schämen"

Lega-Chef Matteo Salvini, der als Infrastrukturminister sein Einverständnis zu einer Umbenennung geben musste, wollte dem Antrag "mit Freude" zustimmen, ließ er wissen. Der Mailänder Bürgermeister Beppe Sala, der mit einer Mitte-Links-Koalition die Metropole verwaltet, widersprach hingegen vehement.

Offiziell protestierte er, weil das Unternehmen SEA, das den Flughafen verwaltet und in dem auch die Gemeinde Mailand Anteile hält, übergangen worden war. Sala sprach von „barbarischen Zeiten“, in denen das Protokoll einfach ignoriert werde. Das mag richtig sein, der eigentliche Grund ist aber (auch) ein anderer, politisch. Ein Vertreter der linken Alleanza Verdi e Sinistra drückte es so aus: „Ich würde mich schämen von einem Flughafen mit so einem Namen abzufliegen oder dort zu landen.“

Das Mitte-Rechts-Lager ist natürlich ganz anderer Meinung. Salvini sagte, an den Mailänder Bürgermeister gewandt: „Das linke Lager hätte gerne jemanden in ihren Reihen, die auch nur ein Zehntel jener Größe hatte, die Berlusconi hatte.“ 

Tausende sind dagegen

Für die sozialen Netzwerke ist das Thema ein richtiges Fressen. In einem Posting heißt es, man könnte den Flughafen in Erinnerung an Berlusconis feuchtfröhlichen Partys doch gleich Bunga-Bunga taufen. Umfragen unter den Mailändern und Lombarden, wer für den Namen Berlusconi ist und wer nicht, wurden noch keine gemacht. Dafür wurde eine Bürgerinitiative ins Leben gerufen, die sich dem Namen Berlusconi widersetzt; sie hat allein am ersten Tag mehr als 20.000 Unterschriften gesammelt. 

Dabei ist es ja nicht so, dass es keine Alternativen gäbe. Da wäre zum Beispiel der Mailänder Alessandro Manzoni, Italiens Nationaldichter, dessen Roman „I promessi sposi“, „Die Verlobten“, bis heute Pflichtlektüre in der Schule ist. Oder die berühmte Astrophysikerin Margherita Hack, wobei die aber eine gebürtige Florentinerin war und fast ihr ganzes Berufsleben in Triest verbracht hatte - sie wäre aber immerhin die erste Frau, der man in Italien einen Flughafen widmet. Sollte man bei einer Frau bleiben wollen, die auch Mailänderin war, gäbe es die international berühmte und verehrte Primaballerina Carla Fracci. 

Von außen gesehen könnte man sagen: Glücklich wähnt sich ein Land, in dem es sich die Politik leistet, tagelang über die Namensgebung eines Flughafens zu streiten.

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