Erstmals forderte Conte den heute 76-Jährigen gleich nach Übernahme der Bewegung heraus. Grillo solle sich entscheiden, „ob er ein gütiger Vater sein will, der seine Kinder loslässt, oder ein Padre Padrone (ein herrschsüchtiger Patriarch)“. Das saß.
Der Attackierte ließ sich mit seiner Replik 24 Stunden Zeit, um dann in seinem Blog umso härter zurückzuschlagen: „Conte hat keine Visionen, keine Manager- und Innovationsfähigkeiten.“ Seither kämpfen die beiden Alphatiere mit offenem Visier.
Conte war 2018 zu Grillos Truppe gestoßen, die damals am Höhepunkt ihrer Macht war. Bei der Parlamentswahl errang die 2009 als Anti-Establishment-Partei gegründete Bewegung fast 33 Prozent der Stimmen und bildete mit der Lega Nord und dem damals parteilosen Conte als Premier eine Regierung. Diese hielt 15 Monate lang.
Danach ging man eine Koalition mit der linksgerichteten PD ein, Conte blieb Kabinettschef bis Februar 2021.
Dann übernahm er eben die Fünf-Sterne-Bewegung (steht für die fünf Themen Umwelt, Wasser, Verkehr, Internet und direkte Demokratien) und brachte sie auf einen Linkskurs. Das gefiel dem Altmeister, der wegen seines früheren Engagements gegen die damals ausufernde Korruption in Italien vom "Time"-Magazin mit dem Titel „Europäischer Held“ geehrt wurde, gar nicht.
Der "Garant" hat ausgedient
Zum Überlaufen bracht das Fass, als Conte Ende des Vormonats Grillos attraktiv dotierten Vertrag als Kommunikationsberater (300.000 Euro jährlich) kündigte. Dieser war 2021 extra für den Ex-Satiriker geschaffen worden – der Parteigründer, der sich gerne auch "l'elevato", der Erhabene, nennt, sollte für immer und ewig als „Garant“ dafür dienen, dass die Werte der Gruppierung nicht über Bord geworfen werden.
Damals schon tobte Grillo: „Ich beanspruche als Schöpfer der Bewegung mein Recht auf ihre Auslöschung. Wir alle wissen, dass die Fünf-Sterne-Bewegung unter Contes Führung nicht mehr existiert, sie hat sich aufgelöst“, schrieb der Parteigründer, der einst mit seinen „Vaffa“-Tagen gegen die Polit-Kaste deftig vom Leder zog (von „vaffanculo“, das für „leck mich am Arsch“ steht).
"Gegen seine eigene Gemeinschaft"
Contes Konter: Die Differenzen seien mittlerweile unüberbrückbar. Und weiter: „Der Konflikt ist nicht Grillo gegen Conte, sondern Grillo gegen seine eigene Gemeinschaft.
Der finale Showdown fand nun auf dem Parteitag der Fünf-Sterne am Wochenende statt. Die Delegierten segneten den Rauswurf des Übervaters ab und auch die Kündigung seines Beratervertrages. Ein neues Kapitel der Bewegung wurde aufgeschlagen.
Dass es Conte gelingen könnte, seine Truppe wieder in lichte Höhen zu führen, sehen politische Beobachter allerdings kritisch – bei den EU-Wahlen im heurigen Juni stürzten die ehemals „Grillini“ Genannten auf zehn Prozent ab.
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