Eine Ministerin spaltet Italien

Newly appointed Italian Minister of Sport Josefa Idem (L) and Congo-born Minister for Integration Cecile Kyenge sits after the swearing in ceremony for 21 new ministers at Quirinale palace in Rome, April 28, 2013. Prime Minister Enrico Letta's new Italian government was sworn in on Sunday with pomp and ceremony at the presidential palace and is expected to face its first confidence vote in parliament on Monday. REUTERS/ Remo Casilli ( ITALY - Tags: POLITICS ELECTIONS)
Die gebürtige Kongolesin Cécile Kyenge ist künftig als Integrationsministerin tätig.

Ein weiterer, riesiger Schritt in Richtung eines zivilisierteren Italien", verlieh das italienische Fußball-Enfant-Terrible Mario Balotelli seiner Freude Ausdruck. Italiens Neo-Premierminister Enrico Letta hatte zuvor die 48-jährige Cécile Kashetu Kyenge als künftige Integrationsministerin vorgestellt. Kyenge wurde 1964 im Kongo geboren, sie ist die erste dunkelhäutige Ministerin in der Geschichte des Landes. Die Augenärztin ist Mitglied von Pierluigi Bersanis Partito Democratica und folgt dem jetzigen Premier in dessen Ressort nach.

Dass Kyenge Italiens rigides Immigrationsgesetz aus der Ära Bossi-Fini aufweichen will und die Staatsbürgerschaft für alle in Italien geborenen Kinder von Einwanderern fordert, ließ ihr bereits in den ersten Stunden ihrer Amtszeit heftigen Gegenwind entgegenwehen. Vor allem die rechtspopulistische Lega Nord kündigte einen "totalen Oppositionkurs" an.

"Kyenge ist das Symbol eines heuchlerischen, linken Gutmenschen, der die Straftat der illegalen Immigration abschaffen will und sich nur um die Rechte, nicht aber um deren Pflichten kümmert", polterte Matteo Salvini, seinerseits Lombardei-Chef der Lega Nord.

Kämpferin für Migranten-Rechte

Die Mutter zweier Töchter ist seit 30 Jahren in Italien und engagiert sich seit 2004 in der Politik.

Zunächst wurde die studierte Medizinerin vor neun Jahren für die inzwischen aufgelöste Democratici di Sinistra (die "Links-Demokraten") als "Bezirksrätin" in Modena gewählt, fünf Jahre später zog sie in den "Landtag" derselben Provinz ein.

Im Februar diesen Jahres folgte dann der Einzug ins Parlament. Seit 2010 macht sich Kyenge für das Integrations- und Antirassismusprojekt Primo Marzo stark.

Frische Gesichter

Eine Ministerin spaltet Italien
epa03679988 (L-R) Italian Minister for Equal Opportunities and Sport Josefa Idem, Justice minister Anna Maria Cancellieri, Integration minister Cecile Kyenge, President Giorgio Napolitano, Prime Minister Enrico Letta, Foreign minister Emma Bonino, Health minister Beatrice Lorenzin and Education Minister Maria Chiara Carrozza pose for a picture during the swearing-in ceremony of the new government at Quirinal palace in Rome, Italy, 28 April 2013. Italy's new grand coalition government was sworn in on 28 April, ahead of parliamentary votes of confidence next week that will formally bring to an end weeks of political stalemate in the eurozone's third-largest economy. EPA/GIUSEPPE LAMI
Neben Kyenge wurde mit Josefa Idem Guerrini noch eine zweite Frau als Ministerin vereidigt, deren Wurzeln nicht in Italien liegen. Idem kam im selben Jahr wie Kyenge, allerdings tausende Kilometer entfernt im nordrhein-westfälischen Boch zur Welt. Vor ihrer Karriere in der Politik war Idem als Ruderin aktiv und nahm in dieser Funktion achtmal (zuletzt 2012) an Olympischen Sommerspielen teil - 1988 sogar noch für die damalige BRD. Nach der Heiratmit ihrem Coach Guglielmo Guerrini1990 übernahm sie die italienische Staatsbürgerschaft. Idem wird als Frauen- und Sportministerin fungieren.

Daneben fanden sich zahllose weitere bislang unbekannte Gesichter auf dem Minister-Gruppenfoto. Etwa die radikale Frauenrechtlerin, Ex-EU-Kommissarin und ehemalige Ministerin Emma Bonino als neue Außenministerin. Ein wirklicher Neubeginn für Italiens Politik ist Lettas Amtsantritt allerdings nicht. Letta wie auch sein Vize Angelino Alfano gelten als "Kinder des alten politischen Italiens".

Bei der persönlichen Vorstellung für Präsident Giorgio Napolitano leistete sich der entmachtete Präsidialamtschef Donato Marra auch bereits den ersten Fauxpas. Als die Neo-Ministerin an der Reihe war, musste Marra seinen Nachbarn um Hilfe bitten: "Wie spricht sich Kyenge aus?" Dumm nur, dass er vergessen hatte das Mikrofon auszuschalten.

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