Abtrünnige könnten neue Partei gründen
Italiens Ex-Premier Silvio Berlusconi kämpft gegen Spaltungstendenzen in seinem Lager. Bis zu 40 Parlamentarier sind bereit, Berlusconis Mitte-Rechts-Partei "Volk der Freiheit" (Pdl) zu verlassen, sollte der Medienzar weiterhin vorgezogene Parlamentswahlen in Italien forcieren, berichtete die römische Tageszeitung La Repubblica. Eine Gruppe abtrünniger Parlamentarier unter der Leitung des zurückgetretenen Verkehrsministers Maurizio Lupi sei bereit, eine eigene Gruppierung nach Modell der Europäischen Volkspartei (EVP) zu gründen. Diese könnte zum Zünglein an der Waage im Parlament avancieren und entscheidend für den Amtsverbleib der Regierung Letta sein. Der italienische Premier Letta hat am Dienstagabend den Rücktritt der fünf Minister allerdings nicht angenommen. Dies berichteten italienische Medien.
Berlusconi gibt sich siegessicher
Zugleich appellierte der Fernsehunternehmer an seine Partei, zusammenzuhalten. Dabei dementierte er, dass er unter dem Einfluss weniger "Falken" in seiner Gruppierung den umstrittenen Rückzug seiner fünf Minister aus der Regierung Letta beschlossen habe. "Den Minister-Rückzug habe ich allein beschlossen. Niemand hat mich beeinflusst", versicherte der Medienmagnat. "Ich glaube an keine Übergangsregierung aus Überläufern. Das wäre eine Partei der Verräter", kommentierte Berlusconi das Szenario einer neuen Letta-Regierung unter Beteiligung abtrünniger PdL-Abgeordneter.
Berlusconi hatte am Samstagabend die fünf Minister seiner Partei zum Rücktritt aufgefordert. Zwar folgten die Regierungsmitglieder, die allesamt dem moderaten PdL-Flügel angehören, dem Aufruf. Am Sonntag gingen jedoch drei der fünf Minister auf Distanz. Offizielle Begründung für den Minister-Rücktritt war die am Dienstag in Kraft getretene Erhöhung der Mehrwertsteuer um einen Punkt auf 22 Prozent.
Vertrauensfrage am Mittwoch
In der Abgeordnetenkammer verfügt die Demokratische Partei (PD) Lettas über eine satte Mehrheit. Im Senat braucht der Premier jedoch Unterstützung von PdL-Mandataren und Oppositionellen, um einen Sturz der Regierung abzuwenden. Letta hat bereits angekündigt, im Fall eines knappen Ausgangs der Abstimmung im Senat zurückzutreten. Stabile Verhältnisse im Parlament seien die Bedingung für seinen Verbleib im Amt, warnte der Premier. Deshalb werde er die Vertrauensfrage auch mit klaren Zielen verknüpfen.
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