Anschlag in Istanbul: Die meisten Opfer sind Deutsche

Die Polizei riegelte den Ort der Explosion ab.
Türkei spricht von einem syrischen Selbstmordattentäter, womöglich IS-Hintergrund. Zehn Tote, österreichische Opfer bislang nicht bekannt.

Bei einem Bombenanschlag in der Istanbuler Innenstadt sind am Dienstag mindestens zehn Menschen getötet worden, darunter nach Angaben eines türkischen Regierungsvertreters neun Deutsche. 15 weitere Personen seien verletzt worden. Ob unter den Toten auch Österreicher waren, ist zunächst noch unklar. Der Täter war laut Ministerpräsident Davutoglu Mitglied der Terroristengruppe "Islamischer Staat" gewesen. Bekannt hat sich aber noch niemand zu der Tat.

Was wir wissen:

  • Die Bombe explodierte um 10.18 Uhr Ortszeit auf dem Sultanahmet-Platz in der Umgebung der Hagia Sophia und der Blauen Moschee, zwei der wichtigsten Touristenattraktionen.
  • Staatspräsident Erdogan spricht von einem Anschlag eines syrischen Selbstmordattentäters. Der stellvertretende Regierungschef Numan Kurtulmus sagt, der 28 Jahre alte Mann sei durch gefundene Leichenteile identifiziert worden. Er soll zudem IS-Mitglied sein, so Ministerpräsident Ahmet Davutoglu.
  • Laut Medienberichten und Agenturmeldungen wird derzeit von zehn Toten und 15 Verletzten ausgegangen – endgültig bestätigt sind diese Zahlen noch nicht.
  • Die meisten Opfer sollen Deutsche sein. Dies habe der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu Bundeskanzlerin Angela Merkel in einem Telefonat mitgeteilt. Laut Außenminister Frank-Walter Steinmeier gibt es acht deutsche Todesopfer. Aber auch ein Norweger und ein Peruaner sollen unter den Opfern sein.
  • Um 18.30 Uhr will sich Merkel zum Anschlag in der Türkei äußern.
  • Davutoglu hat nach dem Anschlag ein Krisentreffen einberufen.

Was wir nicht wissen:

  • Ob Österreicher unter den Opfern sind. Vorerst ist laut Thomas Schnöll, Sprecher des Außenamts, kein Opfer aus Österreich bekannt. An die österreichischen Touristen, die sich im Vorfeld beim Außenamt registriert hatten, wurde am Vormittag eine SMS mit dem Aufruf geschickt, sich zu melden, sollten sie in den Vorfall involviert oder in der Nähe des Sultanahmet Platzes gewesen sein. "Bis jetzt haben wir keine Rückmeldungen. Wir sind aber laufend mit dem Konsulat in Istanbul in Kontakt", sagt Schnöll.
  • Welche Motive und wer hinter hinter dem Anschlag steht. Türkische Sicherheitsbehörden halten es nach Worten von zwei Insidern für "sehr wahrscheinlich", dass die Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) hinter der Explosion steckt. Auch Ministerpräsident Davutoglu spricht von IS-Hintergrund. Bekannt hat sich aber noch niemand zu der Tat.
Anschlag in Istanbul: Die meisten Opfer sind Deutsche
Karte Istanbul, Lokalisierung GRAFIK 0044-16, 88 x 55 mm

Anschlag letzten Herbst

Erst letzten Herbst töteten Selbstmordattentäter bei einer Demonstration in Istanbul 128 Menschen. Damals wurde der IS hinter den Anschlägen vermutet.

Das deutsche Auswärtige Amt hat als Reaktion auf den Anschlag Touristen "dringend" empfohlen, alle Menschenansammlungen in Istanbul zu meiden. Die Reisehinweise auf der Website des Ministeriums wurden am Dienstag entsprechend aktualisiert.

Terror in der Türkei: Chronologie

Der Stadtteil Sultanahmet in Istanbul gilt als eines der beliebtesten Ausflugsziele in der Türkei für Touristen aus aller Welt. Benannt ist er nach Ahmet I., der als Sultan von 1603 bis 1617 über das Osmanische Reich herrschte. Das Altstadtviertel liegt auf einer Halbinsel im europäischen Teil Istanbuls. Hier befand sich auch das Zentrum des historischen Konstantinopels. In der Nähe des zentralen Sultanahmet-Platzes stehen mit der Blauen Moschee, der Hagia Sophia und dem Topkapi-Palast die bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Auf dem Platz steht auch der Deutsche Brunnen, der im Andenken an einen Besuch des deutschen Kaisers Wilhelm II. in Istanbul im Jahre 1898 errichtet wurde. 1985 erklärte die Unesco das Viertel zum Weltkulturerbe.

Kommentare