Israel: Stell dir vor, es sind Wahlen – und keiner geht hin

Israel: Stell dir vor, es sind Wahlen – und keiner geht hin
Der fünfte Urnengang in knapp vier Jahren fördert bei vielen Bürgern den Politik-Verdruss. Die Parteien versuchen es mit Hetze gegen den politischen Gegner.

"Schon wieder eine Parteiwerbung, die nervt", schimpft Oma Schatzki laut vor dem Kühlregal im Supermarkt und wirft ihr Handy unsanft zurück in ihre Tasche. "Die rufen jetzt öfter an als meine Enkel."

Die Generation Oma gewöhnt sich eben schwer daran: Israels Wahlkampf findet in diesem Jahr digital statt. Flugzettel in den Straßen – out. Algorithmisch gesteuerte Werbeanrufe – in.

Nur vereinzelt hängen Riesenposter an den Stadtzufahrten. Selten lächeln die Hauptkandidaten Benjamin Netanjahu und Jair Lapid auf die 6,5 Millionen wahlberechtigten Israelis herab. Dem Augenschein nach suchen die Parteien keine Wähler. Die wiederum finden nur schwer passende Parteien. Dabei stehen 40 zur Auswahl.

In der chaotischen Vielfalt Israels an ethnischen Gruppen, Religionen und Kulturen geht es nicht anders. Doch hört der Wähler kaum etwas von den Zielen der Parteien. Es geht nicht darum, wer besser ist. Die Wähler hören nur, warum die anderen schlechter sind.

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