Israel rechnet nicht mit syrischer Vergeltung
Welches Ausmaß das israelische Bombardement von Damaskus hatte, wird erst langsam etwas klarer. Von bis zu 42 toten Soldaten spricht die Organisation Syrischer Menschenrechtsbeobachter, von 15 bestätigten Opfern und Dutzenden Vermissten die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte.
Nach dem Luftangriff auf angebliche iranische Raketenlieferungen an die libanesische Hisbollah-Miliz öffnete Israel am Montag wieder den Luftraum im Norden des Landes. Laut der israelischen Zeitung Yediot Ahronot wurde der syrischen Regierung eine Geheimdepesche zugespielt, wonach man nicht die Absicht habe, sich in den syrischen Bürgerkrieg einzumischen.
Aus israelischer Sicht ist die Sache damit erledigt. Premier Benjamin Netanyahu reiste zu einem Arbeitsbesuch nach China. Anscheinend rechnet man trotz der syrischen Wortmeldungen, der israelische Angriff komme einer Kriegserklärung gleich, nicht mit Vergeltungsschlägen. Vorsorglich wurden allerdings doch die Luft- und Raketenabwehreinheiten im Norden Israels verstärkt. Aber dass sich Syrien angesichts der schwierigen Lage, in der sich die syrischen Streitkräfte derzeit befinden, in einen offenen Konflikt mit Israel begibt, glaubt niemand – vor allem hat daran niemand Interesse. Auch Syriens Verbündete nicht. Namentlich: der Iran.
In Teheran war man am Montag tunlichst bemüht, vor allem eines zu tun: zu dementierten. Dass man Waffen nach Syrien geschickt habe, dass man Arsenale in Syrien unterhalte. Alles „Propaganda und psychologischer Krieg“, so der Vizekommandant der iranischen Streitkräfte, Massud Dschsajeri.
Vor allem in diesem Zusammenhang wird der israelische Luftangriff gewertet. Als Signal an den Iran, der aus Sicht Israels an Atomwaffen arbeitet. Israel hatte ja in der Vergangenheit immer wieder mit einem Angriff auf den Iran gedroht, um dessen nukleare Kapazitäten zu zerstören. In einem solchen Fall käme dann der vom Iran aufgerüsteten schiitischen Hisbollah mit ihren geschätzten 60.000 Raketen strategisch zentrale Bedeutung zu.
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