Israel: „Kinder wachen bei Raketenangriff auf“

Israel: „Kinder wachen bei Raketenangriff auf“
Eine Bäuerin skizziert das Leben an der Grenze zum Gazastreifen. Experte Shalicar erklärt die Bedrohung

„Was ist das für ein Leben, wenn Kinder bei einem Raketenangriff aufwachen. Ich schlafe mit meinen zwei Söhnen jede Nacht im Luftschutzkeller“, erzählt Hila Fenlon.

Die Israelin lebt mit ihrer Familie in Nativ HaAsara, einem 800 Einwohner zählenden Ort an der Grenze zum Gazastreifen. „Bis zu zehn Mal pro Tag heulen die Sirenen, dann müssen wir rasch in den Bunker“, sagt die 40-Jährige, geht in ein Zimmer und holt eine Rakete.

Sie schlug im Garten ihres Hauses ein, abgeschossen von der radikal islamistischen Hamas, die in der EU als Terrororganisation eingestuft ist. „Das ist seit Jahren unser Alltag“, klagt sie und legt das rostige Ding beiseite.

Im Haus, auf dem Spielplatz, im Kindergarten, in der Schule, überall gibt es Schutzbunker, in die die Menschen rennen, wenn es Raketen-Alarm gibt und Geschoße aus dem Gazastreifen auf Israel abgefeuert werden. Hila Fenlon ist Bäuerin, züchtet Pflanzen und lebt in einer Moshaw, einem genossenschaftlich organisierten Dorf, einer neuen Form des Kibbuz.

Entfremdung

Trotz dieser täglichen Bedrohungen denkt sie nicht daran, wegzuziehen: „Ich bin hier geboren, und ich erinnere mich an Zeiten, als ich mit dem Fahrrad zum Strand gefahren bin.“ Über die Zukunft macht sie sich aber große Sorgen: Israelis und Palästinenser entfremden sich mehr und mehr voneinander. „Ich weiß nicht, wie es der nächsten Generation gehen wird, wir leben hier im Kriegszustand“, sagt Fenlon. Sie fürchte sich vor Terroristen, die über Tunnel in ihr Dorf kommen könnten.

„Im Gazastreifen herrscht jeden Tag Krieg“, bestätigt auch Arye Shalicar gegenüber einer Gruppe des Strategischen Führungslehrganges des Verteidigungsministeriums, die kürzlich in Israel war. Shalicar ist der Direktor für Auswärtige Angelegenheiten im Geheimdienstministerium im Büro des israelischen Ministerpräsidenten. Die Pläne, aus dem Gazastreifen nach Israel vorzudringen, um auf israelischem Boden Juden zu ermorden und nach Gaza zu verschleppen, beschreibt er als „neues strategisches Instrument der Hamas“.

Bedrohung Iran

Die Hamas kontrolliert seit 2007 den Gazastreifen. Um sie zu schwächen, führte Israel eine Blockade des Palästinensergebietes ein, die so gut wie keine wirtschaftliche Entwicklung erlaubt. Die Folge: eine humanitäre Krise im Gazastreifen.

Auch wenn der israelisch-palästinensische Konflikt ständig für Gewalt sorgt, für den Sicherheitsexperten sind radikale Palästinenser für den israelischen Staat nicht die Bedrohung Nummer 1. „Die Hauptbedrohung und Israels größter Feind ist der Iran mit seinem Nuklearpotenzial, dem Raketenprogramm, seinen expansionistisch-militärischen Aktivitäten in Syrien und der gesamten Region. Die zweite große Gefahr für Israel ist die vom Iran unterstützte Terrororganisation Hisbollah im Libanon. Als drittes Bedrohungspotenzial folgt die Hamas“, analysiert der Ex-Sprecher der israelischen Verteidigungsstreitkräfte, Politologe und Buchautor.

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