Islamistischem Mord an Lehrer ging Hasskampagne voraus

Islamistischem Mord an Lehrer ging Hasskampagne voraus
Im ganzen Land gibt es Solidaritätskundgebungen. Das Entsetzen ist groß – der Täter war ein 18-jähriger tschetschenisch-russischer Flüchtling.

Ausgerechnet die Karikaturen von Charlie Hebdo: Frankreich steht nach der Ermordung eines 47-jährigen Lehrers in einem Pariser Banlieue unter Schock. Der Pädagoge hatte, um im Unterricht das Thema Meinungsfreiheit zu illustrieren, jene Cartoons des Propheten Mohammed Hergezeigt, die das Satiremagazin 2015 abgedruckt hatte – und die damals als Begründung für jenen verheerenden Terroranschlag herhalten mussten, bei dem elf Menschen starben.

Der Täter, ein 18-jähriger Islamist mit russisch-tschetschenischen Wurzeln, der sich seit einem Jahr legal als Flüchtling in Frankreich aufhielt, ermordete Samuel P. nun aus demselben Grund. Der Lehrer hatte Anfang Oktober im seit einigen Jahren obligatorischen Unterricht über Grundwerte der Republik die Meinungsfreiheit behandelt und war dabei auf die Mohammed-Karikaturen zu sprechen gekommen. Das hatte bei manchen Eltern für Zores gesorgt; ein Video des Unterrichts wanderte ins Netz.

Als "Verbrecher" beschimpft

Erstellt hat dieses wohl eine Schülerin, deren Vater Verbindungen zu Islamisten hat. Darin wird der später Ermordete verunglimpft, des Hasses auf Muslime bezichtigte und als „Verbrecher“ beschimpft, der keine Kinder mehr unterrichten dürfe.

Wie genau der Täter mit dem Vater des Mädchens in Verbindung stand, ist noch unklar. Jedenfalls veröffentlichte der 18-Jährige nach der Tat ein Foto des leblosen Opfers und richtete eine Nachricht an Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, den er als „Anführer der Ungläubigen“ bezeichnete. „Ich habe einen Ihrer Höllenhunde hingerichtet, der es wagte, Mohammed herabzusetzen“, schrieb er laut Staatsanwalt weiter. Das Twitter-Konto wurde inzwischen gesperrt.

Mehrere Personen in Haft

Der Täter, der rund 90 Kilometer vom Tatort entfernt lebte und den Geheimdiensten zuvor nicht bekannt war, wurde bekanntlich kurz nach der Tat von der Polizei erschossen. Die Leiche des Lehrers wurde enthauptet mit zahlreichen Wunden an Oberkörper und Kopf aufgefunden. In der Nähe des Tatorts fanden die Ermittler zudem ein mehr als 30 Zentimeter langes blutverschmiertes Messer.

Der Vater der Schülerin, die das Video anfertigte, wurde danach verhaftet, ebenso wie ein bekannter Islamist, der den Mann dabei unterstützte.  Im Laufe der Nacht und am Samstag nahmen die Sicherheitskräfte neun Personen aus dem Umfeld des Russen festgenommen - seine Eltern und Großeltern, seinen jüngeren Bruder, Freunde sowie den Vater der Schülerin und dessen Begleiter.

Islamistischem Mord an Lehrer ging Hasskampagne voraus

Erinnerungen an 2015

Am Samstag werden landesweit zahlreiche Solidaritäts-Demonstrationen erwartet. Die Redaktion des Satiremagazins „Charlie Hebdo“ rief für Sonntagnachmittag gemeinsam mit der Organisation SOS Racisme und Lehrergewerkschaften zu einer Demonstration in Paris auf. Auch in zahlreichen anderen Städten wie Marseille oder Bordeaux wollen Menschen auf die Straße gehen.

Bereits am Samstag war es in zahlreichen Städten zu Solidaritätsbekundungen gekommen. Die Menschen versammelten sich etwa unter dem Motto „Je suis Prof“ (dt. Ich bin Lehrer) in Anlehnung an „Je suis Charlie“. Das Schlagwort prägte die Zeit nach dem verheerenden Mordanschlag auf die Redaktion von „Charlie Hebdo“ 2015.

In den nächsten Tagen soll es nach Aussage des Elysée einen Trauerakt für den ermordeten Lehrer geben.

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