IS verlor wichtigen Staudamm in Syrien an Rebellen

Kurdisch-arabische Allianz auf Vormarsch. Tod von Rebellenchef Alloush: "Abzug" von IS-Kämpfern aus Damaskus gestoppt.

Kurdische und arabische Rebellen haben laut Aktivisten den strategisch bedeutenden Tishrin-Staudamm in Nordsyrien eingenommen. Die Überquerung des Euphrat, die von der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) besetzt gewesen war, wurde am Samstag von Einheiten der Demokratischen Kräfte Syriens (DFS) erobert, so die der gemäßigten Opposition nahestehende Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte.

Die Transportstrecke über den Damm war eine wichtige Nachschubroute des Islamischen Staats zwischen seiner Hochburg Raqqa und den vom IS kontrollierten Gebieten westlich des Euphrat. Damit sind die Extremisten nun gezwungen, auf eine längere Verbindung auszuweichen. Der Tishrin-Damm ist zudem eine der Hauptenergiequellen Nordsyriens.

Vereinbarung

Zuvor wurde eine von den Vereinten Nationen unterstützte Vereinbarung über den Abzug von mehr als 2.000 Kämpfern des "Islamischen States" (IS) und weiteren Extremisten aus der syrischen Hauptstadt Damaskus vorerst ausgesetzt. Grund dafür war offenbar die Tötung von Rebellenchef Zahran Alloush, erklärten Verhandlungskreise am Freitag. Der Abzug der Kämpfer sollte über das von ihm kontrollierte Gebiet erfolgen. Sie sollten mit Bussen nach Raqqa gebracht werden, das als "Hauptstadt" des IS gilt.

Der Beginn des Abzugs war eigentlich für Samstag vorgesehen, doch gebe es derzeit keine sichere Zone mehr für die IS-Miliz, erklärte die in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsgruppe für Menschenrechte. Dem libanesischen Fernsehsender Manar TV zufolge sollen genügend Busse eingetroffen sein, um die 2.000 Kämpfer und mindestens 1.500 Familienangehörigen aus Damaskus herauszubringen. Sie seien leer wieder abgefahren, hieß es aus Verhandlungskreisen.

Gespräche im Jänner

Unterdessen will der UNO-Beauftragte Staffan de Mistura am 25. Jänner weitere Friedensgespräche für das seit Jahren in einem Bürgerkrieg steckende Syrien einberufen. "Er zählt auf die uneingeschränkte Zusammenarbeit aller relevanten syrischen Gruppen in diesem Prozess", erklärte sein Sprecher. "Die Menschen in Syrien haben genug gelitten."

Die Gespräche sollen in Genf abgehalten werden. Die syrische Regierung hatte sich zuvor zu Friedensgesprächen mit der Opposition bereit erklärt. Er hoffe, dass ein solcher inner-syrischer Dialog ohne Einmischung aus dem Ausland helfe, eine Regierung der nationalen Einheit zu bilden, sagte Außenminister Walid al-Muallem in Peking. In den vergangenen fünf Jahren sind bei dem Bürgerkrieg rund 300.000 Menschen getötet worden.

Der UNO-Sicherheitsrat hatte einige Tage vor Weihnachten einen neuen Friedensplan für Syrien gebilligt. Das Gremium verabschiedete einstimmig eine Resolution, nach der schon im Jänner Gespräche über einen Waffenstillstand und die Bildung einer Übergangsregierung beginnen sollen. Der Text basierte auf dem Friedensfahrplan, den 17 Staaten auf einer Syrien-Konferenz in Wien beschlossen hatten.

Mit Zahran Alloush haben die radikal-islamischen Rebellen in Syrien einen ihrer wichtigsten Anführer verloren. Die syrische Armee bestätigte am Freitag, dass der Chef der einflussreichen Miliz Jaysh al-Islam bei einem Luftangriff in einem Vorort von Damaskus ums Leben gekommen sei. Vonseiten der Rebellen hieß es, Alloush sei durch russische Raketen getötet worden. Beobachtern zufolge könnte der Tod des 44-Jährigen dem syrischen Machthaber Bashar al-Assad den Rücken stärken für die anstehenden Friedensgespräche mit der Opposition.

Botschaft des IS

Eine mutmaßliche Audiobotschaft von IS-Führer Abu Bakr al-Baghdadi, sprach davon, dass die Luftschläge Russlands und der US-geführten Koalition gegen die Dschihadisten, den IS nicht geschwächt hätten. "Je intensiver der Krieg gegen ihn (den Islamischen Staat) wird, desto reiner wird er und desto abgehärteter". Die Botschaft wurde auf Twitter-Accounts veröffentlicht, wo der IS dies für gewöhnlich tut.

Bei Angriffen islamistischer Extremisten auf Regimetruppen sind in Nordsyrien mindestens 71 Kämpfer gestorben. Unter den von der Al-Nusra-Front, dem syrischen Ableger des Terrornetzwerkes Al-Kaida, ausgeführten Attacken in Orten der Provinz Aleppo war auch ein Selbstmordanschlag, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Samstag mitteilte. Bei den Kämpfen am Freitag seien 38 Rebellen und 33 Soldaten des Assad-Regimes gestorben.

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