"Keine Feindschaft währt ewig" – außer gegenüber Israel

Rede-Duell auf der Bühne der Weltwirtschaft: Präsident Rohani (l.) warb für den Iran, Israels Premier Netanyahu blieb skeptisch.
Israels Premier Netanyahu und Irans Präsident Rohani – beide Kontrahenten sprachen in Davos, aber nicht miteinander.

Ein symbolisches aufeinander Zugehen, ein kurzes Gespräch, vielleicht gar ein historischer Handschlag zwischen Israels Präsident Benjamin Netanyahu und Irans Staatschef Hassan Rohani – all diese Spekulationen über eine mögliche Annäherung zwischen den beiden Erzfeinden lösten sich am Donnerstag in Luft auf. Obwohl beide Politiker nur wenige Stunden hintereinander beim Weltwirtschaftsforum in Davos ihre Rede hielten, blieb die Kluft zwischen ihnen unüberbrückbar.

Rohanis Charme-Ansprache und seine Bereitschaft, die Beziehungen des isolierten Iran zur internationalen Staatengemeinschaft zu verbessern, richtete sich vor allem an die USA. „Keine Feindschaft währt ewig“, sagte er, gab aber zu, dass die Differenzen zwischen Washington und Teheran nach 30 Jahren Eiszeit nach wie vor groß seien. Der große Kurswechsel war mit dem Wahlsieg des liberalen Rohani im Vorjahr gekommen. Seither fährt der Iran einen vorsichtigen Kurs der Entspannung und willigte in ein internationales Atom-Abkommen ein. Als weiteres Zeichen der Annäherung bot Rohani an: Denkbar sei sogar die Wiedereröffnung der amerikanischen Botschaft im Iran.

„Täuschungsmanöver“

"Keine Feindschaft währt ewig" – außer gegenüber Israel
epa04038236 Israeli Prime Minister Benjamin Netanyahu speaks during a panel session on the second day of the 44th Annual Meeting of the World Economic Forum (WEF), in Davos, Switzerland, 23 January 2014. The overarching theme of the Meeting, which take place from 22 to 25 January, is 'The Reshaping of the World: Consequences for Society, Politics and Business'. EPA/LAURENT GILLIERON
Israel aber erwähnte der Präsident des Iran in seiner Rede mit keinem Wort. Entsprechend verschnupft konterte der israelische Premier Netanyahu wenige Stunden später: „Rohani täuscht die Welt. Das Ziel des Ayatollah-Regimes, das sich hinter Rohanis Lächeln verbirgt, ist die Lockerung der Sanktionen, ohne das Atomwaffenprogramm aufzugeben.“

Einmal mehr erinnerte Netanyahu: Das Regime in Teheran rufe nach wie vor zur Zerstörung Israels auf. Das tiefe Misstrauen gegenüber dem Iran teilt auch Israels Präsident Shimon Peres. „Der Iran ist das Zentrum des Terrors in unserer Zeit“, warnte der Friedensnobelpreisträger in Davos.

Lukrative Ölgeschäfte

Dessen ungeachtet aber streckte der iranische Staatschef beim Weltwirtschaftsforum seine Hände aus – in Richtung internationaler Ölkonzerne. Etliche Treffen waren mit Vertretern der Ölriesen wie Shell und Exxon angesagt. Sie hoffen auf lukrative Geschäfte im öl- und gasreichen Iran, wenn denn die Wirtschaftssanktionen fallen sollten. Noch aber sind die größten Teile des Embargos gegenüber dem Iran in Kraft. Und das müsse, so der Standpunkt der israelischen Regierung, am besten auch noch lange so bleiben.

Zur größten Annäherung zwischen Israel und dem Iran kam es noch am Flughafen Zürich: Dort parkten die Maschine mit der Aufschrift „Islamic Republic of Iran“ und das Flugzeug mit dem blauen Davidstern friedlich nebeneinander.

Kommentare