Iran-Wahl: Die Erzkonservativen bündeln die Kräfte

Teheraner Bürgermeister und konservativer Kandidat Ghalibaf zieht sich zurück und ruft Anhänger zur Wahl von Raissi auf.

Vier Tage vor der Präsidentschaftswahl im Iran hat der konservative Kandidat Mohammad Bagher Ghalibaf seinen Rückzug erklärt. Wichtig sei es, die "Interessen des Volkes, des Landes und der Revolution zu schützen", hieß es am Montag in einer Erklärung Ghalibafs. Seine Anhänger rief der Bürgermeister von Teheran dazu auf, für den konservativen Geistlichen Ebrahim Raissi zu stimmen.

Für den Urnengang am Freitag zeichnet sich damit ein Zweikampf zwischen dem moderaten Amtsinhaber Hassan Rouhani und seinem nun schärfsten Herausforderer Raissi ab. Raissi ist der Spitzenkandidat des Klerus sowie des erzkonservative Flügels. Die Reformer hatten auf einen Sieg Rouhanis schon im ersten Wahlgang gehofft. Mit dem Rückzug Ghalibafs ist jedoch eine Stichwahl nicht mehr ausgeschlossen. Die würde dann eine Woche später am 26. Mai stattfinden. Inoffizielle Umfragen sehen Rouhani in Führung. Allerdings hatten die konservativen Kandidaten zuletzt vor allem aufgrund der stagnierenden Wirtschaft in der Wählergunst punkten können.

Iran-Wahl: Die Erzkonservativen bündeln die Kräfte
Karte Iran, Factbox Land, Wirtschaft; Kandidaten für die Präsidentenwahl, Fotos GRAFIK 0490-17, 88 x 128 mm (wichtigste Kandidaten) bzw. 88 x 188 mm (alle Kandidaten)

Ghalibaf galt als einer der aussichtsreichsten Kandidaten im Kampf gegen den Reformer und moderaten Kleriker Rouhani. Im Wahlkampf hatte Ghalibaf Rouhani als schwach und unfähig bezeichnet. Er sei schuld, so Ghalibaf, dass in einem reichen Land wie dem Iran mehr als sieben Millionen Menschen arbeitslos seien und mehr als zehn Millionen Menschen unter der Armutsgrenze leben müssten. Außerdem nannte er Rouhani mehrmals einen Lügner.

Rouhani ist es in seiner ersten Amtszeit zwar gelungen, durch die Beilegung des jahrelangen Atomstreits mit dem Westen die Aufhebung der schmerzhaften Wirtschaftssanktionen zu erreichen. Doch der erhoffte Wirtschaftsaufschwung blieb bisher aus, da viele westliche Firmen weiterhin Investitionen im Iran scheuen. Ghalibaf und Raissi werfen Rouhani vor, das Thema soziale Gerechtigkeit zu vernachlässigen und die Armen zu vergessen.

Ghalibaf hat in den Sicherheitsdiensten Karriere gemacht und war lange Irans Polizeichef. Raissi hat seinerseits eine lange Karriere in der Justiz hinter sich und leitet die einflussreiche Stiftung des Heiligtums von Imam Resa in Majhad.

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