Serbischer Regierungskritiker: "Ich bin ein Abschreckungsbeispiel"

Zwei Jahre verließ Marko Vidojković sein Zuhause in Serbien kaum - nun wohnt er an einem unbekannten Ort.
Bestseller-Autor Marko Vidojković erzählt im KURIER-Gespräch, warum er Belgrad Anfang 2023 verlassen musste.

Zehntausende Menschen gehen in der serbischen Hauptstadt Belgrad derzeit regelmäßig auf die Straße. Auslöser dafür waren zwei Amokläufe Anfang Mai, bei denen 17 Personen starben - darunter viele Kinder. Die Proteste richten sich auch gegen die von Präsident Aleksandar Vučić kontrollierten Boulevardmedien, die laut Kritikern Gewalt verherrlichen.

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Marko Vidojković kennt die serbische Medienlandschaft und ihre Probleme gut. Der Belgrader Schriftsteller und Journalist ist für seine jahrelange Regimekritik bekannt. Nach Veröffentlichung seines jüngsten Romans 2020 erhielt er Hunderte Morddrohungen, wie er selbst sagt. Mithilfe des Schriftstellerverbands PEN International verließ er Serbien. Ob er je in seine Heimat zurückkehrt, weiß er nicht.

KURIER: Herr Vidojković, Sie befinden sich an einem der Öffentlichkeit unbekannten Ort. Wo auch immer Sie sind, fühlen Sie sich sicher?

Marko Vidojković: Nicht ganz. Meine Frau und ich werden auch hier ständig davor gewarnt, uns nicht zu sehr zu entspannen und vorsichtig zu sein. Es ist aber jedenfalls besser als in Serbien, wo wir ganze zwei Jahre lang die Wohnung nicht verlassen konnten. Ich bin damals vor unserem Haus mit Schlägen bedroht worden. An manchen Tagen bekam ich 30 Morddrohungen - die Palette reichte vom Kopfschuss über das Herausreißen meiner Zunge bis hin zum Abhacken meiner Finger, damit ich nicht mehr schreiben könne.

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