Internetsensation: Die zehnjährige Journalistin

Janna Jihad Ayyad demonstriert und filmt für die Freiheit Palästinas
Janna Jihad Ayyad: "Es ist meine Pflicht, zu berichten"

Während einzelne junge Palästinenser mit Messern in Jerusalem Juden terrorisieren und wahllos Menschen erstechen oder auf einem Markt in Tel Aviv um sich schießen, bis vier Unschuldige sterben, haben sich andere Landsleute und Leidensgenossen entschieden, auf gewaltlose Art Widerstand zu leisten.

"Meine Waffe ist meine Kamera", sagt ein junges Mädchen aus Nabi Saleh im Westjordanland. Janna Jihad Ayyad ist erst zehn Jahre alt. Sie hat sich selbst zur Journalistin ernannt. "In meinem Heimatdorf gibt es keine Journalisten. Aber es gibt viel zu berichten", sagt sie in hervorragendem Englisch gegenüber dem KURIER. "Ich dachte mir, wenn niemand darüber berichtet, warum soll ich mich nicht selbst zum Reporter machen und anfangen, der Welt zu sagen, was hier passiert?"

Janna filmt Ereignisse in der Umgebung von Nabi Saleh, die sie als Ungerechtigkeiten empfindet und berichtet von Demonstrationen, Solidaritätsmärschen, Misshandlungen, Festnahmen. Begonnen hat sie bereits mit sieben Jahren. "Mein Freund Mustapha wurde ermordet, mein Onkel Rushdie auch. Keiner berichtete darüber. Also tat ich es." Ihre Videos postet sie auf Snapchat und Facebook.

"Ich lebe die dritte Intifada (palästinensischer Aufstand gegen Israel, Anm.)", sagt sie abgeklärt in einem Vice-Video. "Ich lebe und wachse unter diesen Umständen auf", deshalb sei es ihre Pflicht, zu berichten.

Internetsensation: Die zehnjährige Journalistin
Janna Jihad Ayyad, zehnjährige Journalistin aus dem Westjordanland

Ob sie Angst hat, einmal verhaftet zu werden? "Ja, sehr." Ans Aufhören denkt die Schülerin aber nicht.

Zehn Millionen Klicks

Die Zehnjährige ist längst zur Internet-Heldin geworden. Mehr als 124.000 Follower hat sie auf Facebook, einen YouTube-Bericht über die junge Reporterin, produziert von AlJazeera, haben bereits mehr als zehn Millionen Menschen auf der ganzen Welt gesehen.

Jannas Onkel Bassem Tamimi ist ein bekannter Palästinenser. Je nachdem mit welcher Seite man spricht, gilt er als Widerstandskämpfer oder Terrorist. Er wurde mehrfach festgenommen, unter anderem wird ihm vorgeworfen, Kinder dazu zu ermutigen, an Checkpoints Steine auf israelische Soldaten zu werfen.

Israelische Medien orten in der tausendfach geteilten Geschichte von Janna Jihad eine Zeitungsente. Der mit Terrorismus in Verbindung gebrachte Familienclan Jannas soll die Zehnjährige, ebenso wie andere Kinder, dazu missbrauchen, gegen Israel Stimmung zu machen. Auf diesen Vorwurf angesprochen, zeigt sich Janna unbeeindruckt: "Es überrascht mich nicht. Sie verdrehen die Wahrheit die ganze Zeit."

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