Stimmen zu Mladic-Urteil: "Barbarei nicht wiederholen"

Ratko Mladic vor Gericht
Zahlreiche Medien kommentierten die Verurteilung des einstigen bosnisch-serbischen Militärchefs Ratko Mladic.

Das UNO-Tribunal für Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien (ICTY) hat am Mittwoch in einem seiner wichtigsten Urteile den ehemaligen bosnisch-serbischen Militärchef Ratko Mladic zu lebenslanger Haft verurteilt. Mladic habe sich während des Bosnien-Krieges (1992-95) des Völkermordes in der damaligen UNO-Schutzzone Srebrenica schuldig gemacht, stellte das Gericht fest. Gleichzeitig war es auch der letzte Urteilsspruch des Gerichts, das nach 24 Jahren zum Jahresende seine Arbeit abschließt.

"Urteil erinnert uns daran, dass es nie zu spät ist"

Die internationale Presse reagierte am Donnerstag zahlreich auf die Verurteilung des ehemaligen bosnisch-serbischen Generals, der in zehn von elf Anklagepunkten schuldig gesprochen wurde:

"El Pais" (Madrid):
"Die internationale Zusammenarbeit bei der Verfolgung von Verbrechen gegen die Menschenrechte ist ganz wesentlich, um zu verhindern, dass sich solche Barbarei, wie sie im ehemaligen Jugoslawien oder in Ruanda geschehen ist, nicht wiederholt. Deshalb ist es wichtig, dass die bisher umfassendste Initiative - der Internationale Strafgerichtshof - endlich weltweit ratifiziert und anerkannt wird. Die Tatsache, dass die drei Hauptmächte - die Vereinigten Staaten, Russland und China - sich weigern, dies zu tun, macht den Madlics dieser Welt Hoffnung, dass ihnen, egal welch große Verbrechen sie begehen, letztlich nichts passieren wird. Der ehemalige bosnisch-serbische General, der im Gefängnis sterben wird, könnte ihnen erklären, wie falsch sie da liegen."

"La Repubblica" (Rom):
"Das Urteil erinnert uns daran, dass es nie zu spät ist, das schlimmste Verbrechen zu bestrafen, und das ist der Völkermord. Der Krieg in Bosnien-Herzegowina hatte keine Nürnberger Prozesse, sondern eine sehr lange Wartezeit, die tausend Mal enttäuschte. Jahrelang war Mladic versteckt und unbestraft, geschützt vom serbischen Staatsapparat und dem kollektiven Schweigegelübde. Zweiundzwanzig Jahre danach haben wenigstens die Kinder der Opfer Gerechtigkeit erfahren."

"Times" (London):
"Man kann nur hoffen, dass die Verurteilung von Mladic (zu lebenslanger Haft) den Familien seiner Opfer etwas Trost gibt. Westliche Politiker sollten aus diesem letzten Prozess vor dem Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien Lehren ziehen. Westliche Regierungen hatten zu spät verstanden, dass der Bosnien-Konflikt nicht einfach die unerklärliche Wiederauferstehung eines alten Hasses war, sondern ein völkermörderischer Angriff auf eine gefangengehaltene Bevölkerung war, der die Möglichkeiten zur Selbstverteidigung fehlten. (...) Ähnliche Verbrechen wie jene, die Mladic verübte, geschehen auch unter dem verkommenen Regime von Präsident Assad in Syrien. Bosniens Qualen müssen für immer im Gedächtnis bleiben. Um Völkermorde in anderen Konflikten zu verhindern, braucht der Westen die diplomatischen und juristischen Mittel, gelegentlich auch unterstützt durch die Androhung von Gewalt, um jene abzuschrecken, die erneut solche Gräueltaten verüben könnten."

"Hospodarske noviny" (Prag):
"Er war längst nicht der Einzige, der auf dem Balkan eine Orgie der Grausamkeit gegen bosnische Muslime angezettelt hat. Er war in der Gesellschaft von Verbrechern wie Radovan Karadzic, Biljana Plavsic und Slobodan Milosevic. Doch es war gerade General Ratko Mladic, der für die operative Seite verantwortlich zeichnete. Das UNO-Tribunal in Den Haag hat ihn nun zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. In Bosnien ist das mit Genugtuung aufgenommen worden, aber zugleich hat es die Trauer über die Opfer neu aufflackern lassen."

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