Internationale Pressestimmen zum Manchester-Anschlag

"The Times" fordert: "Zivilisation muss terroristische Todeskulte besiegen" und "De Telegraaf" ist sich sicher: "Vollständige Sicherheit ist eine Illussion".

Internationale Tageszeitungen kommentieren am Mittwoch den Anschlag von Manchester:

"La Stampa" (Rom):

"In der Manchester Arena wurde eine weitere Schwelle überschritten, weil die Niedertracht die Schwächsten getroffen hat: Es sind die Kinder, die nicht einmal wissen, was der IS ist. Und die Erwachsenen, die IS kennen, aber meinten, es betreffe sie nicht. Die Eltern müssen nun ihre Kinder zu Grabe tragen: Ihre Zukunft ist weggerissen, ihr Leben ist zerstört, ohne irgendeinen plausiblen Grund. Und das macht den Verlust noch viel schmerzhafter."

"De Telegraaf" (Amsterdam):

"Völlige Sicherheit ist eine Illusion, aber der Staat kann die Risiken soweit wie möglich eindämmen, in dem er Flüchtlingsströme besser auf potenzielle Terroristen kontrolliert und extremistische Netzwerke im eigenen Land rascher unter Beobachtung bringt. Effektiv arbeitende Geheimdienste sind von grundlegender Bedeutung, ebenso die Zusammenarbeit der Staaten auf diesem Gebiet. Die Briten haben sich entschieden, die EU zu verlassen, aber dieser Schritt darf auf keinen Fall Folgen für die Bekämpfung des Terrorismus haben."

"The Times" (London):

"Der Islamische Staat und seine Rivalen, unter ihnen vor allem Al-Kaida, sind Todeskulte, deren Methoden den Glauben zunichte machen und deren Ideologien Religion bis zur Unkenntlichkeit verzerren. Aber sie haben den Nahen Osten und Demokratien von Indonesien bis zu den Vereinigten Staaten in einen asymmetrischen Krieg verwickelt, den die Zivilisation gewinnen muss, wie lange er auch dauern mag. Der Sieg wird dabei nie vollständig sein, aber er kann definiert werden - als Freiheit von der Angst. Er wird hauptsächlich mit Hilfe von drei Waffen erreicht: Erstens, die exakte Arbeit von Geheimdiensten, die seit den Anschlägen vom 7. Juli 2005 (in London) viele Terrorangriffe verhindert haben, wenngleich es ihnen in dieser Woche tragischerweise nicht gelang, Manchester zu schützen. Zweitens, die Gemütsruhe von Bürgern, die sich dem Terrorismus nicht beugen. Bürgern wie jenem, der gestern unweit des angegriffenen Konzertsaals sagte "Sie werden uns nicht besiegen". Und drittens, die Entschlossenheit der gewählten Volksvertreter, jene Werte hochzuhalten, die den Terroristen verhasst sind. Am Ende wird Toleranz die ganze Banalität des Fundamentalismus entlarven und Offenheit wird dafür sorgen, dass sich Extremisten nirgendwo verstecken können."

"De Standaard" (Brüssel):

"Natürlich kann man sich nicht an das gewöhnen, was wir nach dem Anschlag in Manchester fühlen, bereits der zweite in Großbritannien in diesem Jahr. Niemals wird man sich daran gewöhnen, dass es Leute gibt, die meinen, es sei zu rechtfertigen, Tod und Verderben an Orten zu säen, wo normale Menschen völlig friedfertig zusammengekommen sind. Um so weniger ist fassbar, dass gestern der Hass auf noch abgründigere Weise zugeschlagen hat. Eine Bombe an einem Ort explodieren zu lassen, wo sich größtenteils fröhliche Teenagermädchen aufhalten, kann in keinem einzigen Wertesystem der Welt als eine ehrenvolle Tat gelten. Was wir nun fühlen, hat eher etwas mit der Aussichtslosigkeit zu tun. Den Anstrengungen, die Ordnungs- und Sicherheitsdienste mittlerweile Tag und Nacht unternehmen, um die Gefahr von Anschlägen einzudämmen, lässt sich kaum noch etwas hinzufügen. Einmal mehr hatte man ein mutmaßlichen Täter zuvor auf dem Radar. Als einen von Tausenden, von denen höchstens einige Hundert systematisch beobachtet werden können. Selbst eine Vervielfachung der Kontrollen bringt keine hundertprozentige Sicherheit."

"El País" (Madrid):

"Dass sich der Islamische Staat Jugendliche und Kinder, die ein Konzert ihrer Lieblingssängerin besucht haben, als Opfer für ihr jüngstes Blutbad ausgesucht hat, zeigt erneut (...), dass es für den Dschihadismus einfach keine moralischen Grenzen gibt (...). Das Massaker, das in der Nacht zum Montag in Manchester durchgeführt wurde, hat einen einzigen und klaren Verantwortlichen: eine mörderische Ideologie, die sich feige hinter der Religion versteckt und kein anderes Ziel verfolgt, als die freien - und damit auch mehr florierenden - Gesellschaften des Planeten abzuschaffen."

"Tages-Anzeiger" (Zürich):

"Der nationale Schock, die Bestürzung, die Empörung über die getöteten Kinder: Das alles sind ehrliche erste Reaktionen nach dem Anschlag von Manchester. Vereint trauern die Briten. Bei einem so schrecklichen Anlass reicht man sich die Hände. Gemeinsam formieren sich die Parteien gegen "Extremisten aller Art" und "Gewalttäter" im Land. (...)

Hinter der Fassade dieser Einigkeit freilich wird kühl kalkuliert. Schließlich sind es keine 16 Tage bis zu den Unterhauswahlen mehr. Und dass die Bluttat vor der Manchester Arena der Premierministerin Gelegenheit gibt, der Nation ihre "starke Seite" zu zeigen: Daran besteht kein Zweifel. Natürlich hat Theresa May diese Situation nicht gewollt. Aber sie kommt ihr zugute."

"Süddeutsche Zeitung" (München):

"Der Aufruf zur Geschlossenheit wiederholt sich seit einigen Jahren formelhaft, wann immer Terroristen ihr Werk verüben. Er ist so richtig wie wohlfeil. Der Terror will die Spaltung der Gesellschaft, und wer ihm diesen Erfolg verweigern will, der muss eben Geschlossenheit zeigen. Spaltung hingegen erzeugt Radikalität, verführt zu irrationalen Antworten, gaukelt Lösungen vor, wo es keine Lösungen gibt. Wohlfeil ist der trotzige Aufruf, weil er den Terror ja nicht beendet. Offenbar lassen sich Terroristen von einer geschlossenen Gesellschaft nicht sonderlich beeindrucken. Mit ihren Anschlägen zerren sie mehr und mehr an der Schutzhülle, die eine freie Gesellschaft umgibt. Irgendwann ist sie porös und reißt. (...) Gemeinsam sind wir stark, heißt der Appell. Stärke allein reicht nicht."

"Magyar Idök" (Budapest):

"Indes ist in London der häufigste männliche Vorname bei Neugeborenen: Ali. Wir sind zum Tode verurteilt. Und verdienen es. Beziehungsweise doch nicht ganz. Westeuropa ist zum Tode verurteilt, und wenn dessen Bürger all dies hinnehmen, verdienen sie es auch nicht anders. Hier, auf dieser Seite des ehemaligen Eisernen Vorhangs, ist der Selbsterhaltungsinstinkt noch lebendig. (...) Jeder einzelne einwanderungsfreundliche, Migranten willkommen heißende Politiker, Vertreter von Nicht-Regierungsorganisationen und idiotische "Asylanwalt" gehört auf die Anklagebank, zusammen mit den Mördern. Denn die Verantwortung dieser Leute ist noch größer als die jenes elenden islamistischen Viehs, das sich selbst in die Luft sprengte. So lange Europa das nicht begreift, ist es leider nicht zu retten."

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