Alles begann damit, dass Nutzerinnen und Nutzer Modis Fotos, der auf der kaum bekannten, indischen Inselgruppe Lakshadweep urlaubte, mit den Malediven verglichen.
Auch drei stellvertretende Minister des Jugendministeriums der Malediven kommentierten den Beitrag auf X: Sie nannten Modi einen "Clown", einen "Terroristen" und eine "Marionette Israels" (auf den Malediven ist der Islam die alleinige Staatsreligion). Das maledivische Außenministerium distanzierte sich von ihren Äußerungen, suspendierte die Minister sogar. Das Außenministerium in Neu-Delhi bestellte den maledivischen Botschafter ein.
Doch den Inderinnen und Indern ging das nicht weit genug.
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Fluglinie setzt Flüge aus
Viele kündigten an, sie würden ihre geplanten Reisen auf die Malediven absagen. Indische Prominente, von Bollywood-Schauspielern bis zu Kricketspielern, forderten dazu auf, inländische Touristenziele – eben wie Lakshadweep – zu erkunden. Unter den Hashtags #BoycottMaldives und #ChaloLakshadweep ("Lasst uns nach Lakshadweep fahren") finden sich in den Sozialen Medien bereits Tausende Einträge. Die indische Fluggesellschaft EaseMyTrip hat sogar ihre Flüge auf die Malediven ausgesetzt.
Man muss wissen: Die Malediven sind für die Inder in etwa das, was Mallorca für die Deutschen ist: Touristen aus Indien wurden in den vergangenen Jahren zur größten Besuchergruppe. 2023 zählte man 209.000 Besuche indischer Staatsbürger auf den Malediven, elf Prozent aller Touristen. Knapp dahinter rangieren die russischen Gäste. Der Tourismus trägt zu über 20 Prozent zum BIP des Landes bei. Ein ehemaliger Sportminister der Malediven, Ahmed Mahloof, äußerte sich besorgt: "Inder, die die Malediven boykottieren", würden das Land schwer treffen.
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Richtungswechsel der Malediven: "India out", China in!
Und man muss auch wissen: Das alles spielt sich vor dem Hintergrund ab, dass sich die Beziehungen zwischen Indien und dem Inselstaat seit einem Regierungswechsel auf den Malediven im Herbst drastisch verschlechtert haben. Während die ehemalige Regierung dem Motto "India First" folgte, hatte der neu gewählte Präsident Mohamed Muizzu mit dem Leitspruch "India out!" Wahlkampf gemacht. Kurz nach Amtsantritt hat der rechte, islamisch-konservative Muizzu den Abzug von 75 indischen Soldaten angeordnet, die sich auf den Malediven um von Indien zur Verfügung gestellte Hubschrauber und Flugzeuge kümmerten. Als Infrastrukturminister hat er Projekte mit Mitteln der chinesischen "Belt and Road" Initiative (Neue Seidenstraße) finanziert. Generell strebt er engere Beziehungen zur Volksrepublik China statt wie bisher zu Indien an. Dass das Modi nicht schmeckt, ist offensichtlich.
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Derzeit befindet sich Muizzu auf einem fünftägigen Besuch in China – noch bevor er als neuer Präsident Indien einen Besuch abgestattet hat. Prompt hat er seinen Besuch dazu genutzt, ein 50-Millionen-Dollar-Projekt zur "Entwicklung einer integrierten Tourismuszone" zwischen China und der Inselgruppe zu unterzeichnen – und die Chinesen aufgefordert, wieder vermehrt die Inselgruppe zu besuchen. Die Chinesen waren lange Zeit die größte Besuchergruppe auf den Malediven, fielen unter der letzten pro-indischen Regierung aber weit ab. Im Vorjahr, nach dem Wahlsieg Muizzus, stieg die Zahl der Besucher aber rasant, auf 187.118 Besuche (10 Prozent) 2023.
Zwischen Indiens und Chinas geopolitische Rivalität sind also jetzt die Malediven gerutscht. Selten war Urlaub politischer.
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