Das ist eine klare Botschaft an die USA, die nach wie vor Truppen in Syrien stationiert haben, ebenso an
Erdoğan und seine derzeitige Militäroffensive in Nordsyrien. Nur Russland und der Iran wurden von der syrischen Regierung ins Land gebeten und sind damit – zumindest völkerrechtlich – die einzigen legitimierten ausländischen Kräfte in Syrien.
„Ich halte
Russland definitiv für den Gewinner der jüngsten Ereignisse“, sagt Gerhard Mangott, Professor für Internationale Beziehungen an der Universität Innsbruck, zum KURIER. „Er hat durch das Zurückdrängen der Kurden und ihre anschließende Unterwerfung vor Bashar al-Assad dem Regime in Damaskus ermöglicht, die Kontrolle in Nordsyrien wiederherzustellen.“
Gleichzeitig profitiert Putin vom Abzug der USA aus Nordsyrien. „Washington galt bereits in Saudi-Arabien als unverlässlicher Partner in Bezug auf den Iran-Konflikt. Jetzt sind die USA auch für die Kurden Verräter. Im Gegensatz dazu hat Putin Assad nie fallen gelassen – Russland gilt als verlässliche Großmacht in der Region“, sagt Mangott.
Zusätzlich spiele die derzeitige Spaltung der
NATO Putin in die Hände. Durch den Angriff Erdoğans geben sich andere NATO-Staaten wie Deutschland oder Frankreich empört, schränken Waffenlieferungen nach Ankara ein. Nicht zuletzt die diplomatische Volte, als Erdoğan US-Vize Mike Pence zuerst nicht empfangen wollte und dann doch, dürfte Putin ein heimliches Grinsen abgerungen haben.
Spätestens seit der Eroberung der Stadt Aleppo gibt es in Syrien drei starke Großmächte, die den Verlauf des Krieges am stärksten lenken: Die Türkei, den Iran und Russland. Deren Staatschefs treffen sich regelmäßig, tauschen sich aus. Insofern klingt es für Mangott schlüssig, dass Erdoğan schon vor der Offensive wusste, dass es zu einem russisch vermittelten Abkommen zwischen Damaskus und den Kurden kommen würde: „Erdoğan war klar, dass sich die Kurden Assad unterwerfen werden und Soldaten der syrischen Armee in das Gebiet der geplanten ,Sicherheitszone’ vorrücken werden. Doch das nimmt er in Kauf, denn damit sind die kurdischen Hoffnungen auf Autonomie zerstört.“
Assad hatte wiederholt betont, dass er die „Einheit des syrischen Staates“ wiederherstellen wolle. „Wenn die Kurden entmachtet sind, ist die Türkei durchaus zufrieden“, sagt Mangott.
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