In Europa arbeiten fast eine Million moderne Sklaven

Polnische Erntehelfer: In Europa müssen Hunderttausende Arbeiter wie moderne Sklaven schuften.
An die 880.000 Menschen leben in der EU wie Sklaven, zahllose Verbrecher-Gruppen machen Milliarden-Gewinne.

Eineinhalb Jahre sammelte ein Sonderausschuss des EU-Parlaments sämtliche verfügbare Daten über kriminelle Organisationen in der EU - und kam zu einem unfassbaren Ergebnis: An die 3600 Verbrecher- und Mafiagruppen treiben in der Europäischen Union ihr Unwesen, zitiert das deutsche Nachrichtenmagazin Spiegel aus dem sogenannten „CRIM“-Bericht. In den Fängen der Verbrecher Gruppen befinden sich an die 880.000 Menschen, meist illegale Immigranten oder Flüchtlinge, die unter sklavenähnlichen Bedingungen leben und arbeiten müssen. Mindestens ein Viertel von ihnen wird zudem sexuell ausgebeutet.

Menschenhandel

Allein mit dem Menschenhandel machen Verbrecherbanden einen jährlichen Profit in der Höhe von geschätzten 25 Milliarden Euro. Fast ebenso viel Gewinn erzielen die kriminellen Gruppen mit dem illegalen Handel von Körperorganen und von Wildtieren. Zudem seien an die zehn Millionen illegale Waffen im Umlauf, „die eine ernsthafte Bedrohung für die Sicherheit der Bürger sowie für die Strafverfolgung darstellen“, heißt es in dem Bericht.

Den Schaden aus der grassierenden Korruption beziffern die „CRIM“-Daten gar mit 120 Milliarden Euro pro Jahr. Allein im öffentlichen Sektor habe man in der EU 20 Millionen Fälle registriert, listet das Dokument auf. Die größten Gewinne aber holen die Organisationen derzeit aus der Cyber-Kriminalität: Sie belaufen sich auf geschätzte 290 Milliarden Euro.

Maßnahmen-Katalog

„Die ganze EU muss gemeinsam und geschlossen gegen diese Mafia-Gruppen kämpfen“, heißt es in dem Bericht, über den das EU-Parlament am 23. Oktober abstimmen wird. Verabschiedet werden soll dabei auch eine ganze Serie von Maßnahmen, um den Verbrecher-Gruppen das Wasser abzugraben.

Dabei sollen vor allem die finanziellen Gewinne der Organisationen aufgespürt werden. Dafür sei es vor allem vonnöten, sämtliche europäische Steueroasen trockenzulegen und Bankgeheimnisse abzuschaffen. Zudem müsse durchgesetzt werden, dass jede Person, die wegen Geldwäsche oder Korruption verurteilt wurde, fünf Jahre lang kein öffentliches Amt innehaben dürfe. Beschlagnahmtes Geld krimineller Gruppen solle für soziale Zwecke eingesetzt werden.

Mehr Schutz hingegen verlangt der EU-Parlamentsbericht für Whistleblower: Wer Missstände in Behörden oder Unternehmen aufdeckt, dürfe nicht als Straftäter verfolgt werden.

Links

Bericht des Ausschusses

Schlüsselzahlen des ILO-Berichts zu Zwangsarbeit

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