Impfstoffausfälle in der EU: Auch Johnson & Johnson liefert später

Corona-Impfstoff von Johnson & Johnson
Am Donnerstag wird das Vakzin von Johnson & Johnson voraussichtlich von der EU-Medizinagentur zugelassen. Erste Lieferungen kommen aber frühestens Mitte April

Auf ihm liegen große Hoffnungen: Der Impfstoff des amerikanischen Pharmariesen Johnson & Johnson (J&J) benötigt nur einen Piks, um seinen vollen Schutz vor einer Corona-Erkrankung zu entwickeln. Außerdem kann das Mittel einfacher transportiert und aufbewahrt werden: Laut Unternehmensangaben ist es mindestens drei Monate lang bei Temperaturen zwischen zwei und acht Grad haltbar.

Am Donnerstag dürfte das Vakzin als vierter in der EU zugelassener Impfstoff von der EU-Arzneimittelagentur EMA das Grüne Licht erhalten.

Doch unmittelbar vor der ungeduldig erwarteten Zulassung die bittere Enttäuschung: Auch bei Johnson & Johnson dürfte es anfangs zu massiven Lieferschwierigkeiten kommen. Erste Gerüchte, wonach der Impfstoff wohl erst verspätet ausgliefert werden könnte, bestätigte am Mittwoch der gesundheitspolitische Sprecher der EVP-Fraktion im EU-Parlament, Peter Liese: "Man hat mir bestätigt, dass sie wohl nicht vor Mitte April liefern können." Und unklar sei ebenso, ob die für das zweite Quartal versprochene Liefermenge für die EU - 55 Millionen Dosen - eingehalten werden könne.

Der Grund für die Verzögerung liegt in der Produktionskette für den Impfstoff. Nicht alle Bestandteile des hochkomplexen Impfstoffes können offenbar zeitgerecht und in ausreichender Form zugeliefert werden.
Und noch eine große Unsicherheit gibt es bei dem Impfstoff von Johnson & Johnson: Er muss zur Weiterverarbeitung von Europa in die USA transportiert und danach zurück nach Europa gebracht werden. Die Suche nach einem europäischen Unternehmen, das diesen Zwischenschritt übernehmen wurde, war bisher erfolglos.

Impfstoffausfälle in der EU: Auch Johnson & Johnson liefert später

Europäische Medizinagentur EMA in Amsterdam

In der EU herrscht deshalb höchste Sorge, dass die USA von ihrem Exportverbot von Impfstoffen Gebrauch machen und die Lieferungen zurück nach Europa stoppen könnten. Endgültige Klarheit, ob diese Möglichkeit völlig ausgeschlossen werde könne herrsch noch nicht, sagte EU-Abgeordneter Liese.

Die Impfpläne der EU-Kommission werden damit wohl abermals über den Haufen geworfen. Zuletzt hatte die EU-Behörde den britisch-schwedischen Hersteller Astra-Zeneca massiv kritisiert, weil dieser bisher nur rund ein Zehntel der vereinbarten Liefermenge in die EU ausgeliefert hat.

Deshalb stuft die Kommission nun auch die fürs zweite Quartal geplanten Astra-Zeneca-Lieferungen von knapp 200 Millionen Dosen als unsicher ein. Dennoch versprach EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen zuletzt fürs zweite Quartal insgesamt 300 Millionen Impfstoff-Dosen. Das begründete sie ausdrücklich damit, dass die Zulassung weiterer Impfstoffe bevorstehe - allerdings war da von Johnson & Johnsons Schwierigkeiten noch nichts bekannt.

In den USA ist der Impfstoff von Johnson & Johnson bereits zugelassen:

Hohe Wirksamkeit des Impfstoffes

Vorprüfungen der US-Gesundheitsbehörden bescheinigten dem Vakzin eine sehr hohe Wirksamkeit. Demnach verhinderte das Mittel in einer großen klinischen Studie in den USA schwere Erkrankungen zu 85,9 Prozent.

Bei Studien in Südafrika und in Brasilien lag die Wirksamkeit gegen schwere Verläufe bei 81,7 beziehungsweise 87,6 Prozent. Damit scheint der Impfstoff des US-Konzerns auch gut gegen die südafrikanische und die brasilianische Virusvariante  zu wirken.

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