Impf-Deal: Auch den Dänen kann es nicht rasch genug gehen
Schon vor der Reise nach Israel hat die dänische Regierungschefin Mette Frederiksen überschüssige Impfstoffe aus dem Land gekauft.
Zusammen mit ihrem Amtskollegen Sebastian Kurz wird die 42-Jährige am Donnerstag Ministerpräsident Benjamin Netanjahu treffen, um mehr über den Impferfolg des Landes zu erfahren – dort erhielten 93 Prozent der Bevölkerung die erste Impfung.
„Wir werden unter anderem besprechen, wie wir beim Impfstoff selbstversorgender werden können“, sagte die Sozialdemokratin im Vorfeld. Dabei wolle sie jedoch allein bei der Europäischen Arzneimittel Agentur (EMA) zugelassen Vakzine erstehen und nicht etwa Sputnik V oder chinesische Präparate, wie der EU-Rebell Ungarn. Über das Ausmaß des dänischen Impfstoff-Deals mit Israel ist noch nichts bekannt. Als „Misstrauensvotum gegen die EU“ wolle sie ihre Reise nach Israel nicht verstanden wissen, beschwichtigte Frederiksen.
Dänemarks und Österreichs eigener Weg kann dennoch als starkes Signal an Brüssel verstanden wissen, wo man es im vergangenen Jahr versäumt hatte, genügend Impfstoff zu bestellen.
Gegen diesen Missstand ging und geht die dänische Regierung unter der gerne resolut auftretenden Frederiksen mit unterschiedlichen Methoden vor: Laut Medienberichten sollen Vertreter des „Staatlichen Seren Instituts“ und der dänischen Arzneimittelbehörde am Silvesterabend versucht haben, mit Pfizer Dänemark einen Extradeal außerhalb des EU-Abkommens auszuhandeln. Als Gegenzug wollte man sich mit Forschungsdaten erkenntlich zeigen.
Dank einer zentralen und digitalen Patientenerfassung sowie einer maximalen Ausschöpfung der Dosen konnte das Land mit knapp sechs Millionen Einwohnern den Lieferengpass Anfang des Jahres im EU-Vergleich gut meistern und liegt bei über sieben Prozent Erstgeimpften.
400.000 Stiche täglich
Mitte Februar verkündete Gesundheitsminister Magnus Heunicke, ab März Kapazitäten schaffen zu wollen, die das Impfen von theoretisch 400.000 Dänen am Tag zu ermöglichen. Mitimpfen sollen dabei neben Medizinern auch Apotheken und Unternehmen, die sich durch ein Auswahlverfahren qualifiziert haben.
Und obwohl die britische Mutante seit vergangener Woche in den untersuchten positiven Tests dominiert und die Fallzahlen aktuell bei 400 bis 500 Neuinfektionen täglich liegen, entschloss sich die Regierung, den Lockdown am Montag teils aufzuheben.
So wurde die Versammlungsbeschränkung von fünf auf 25 Personen erhöht, ein Teil der Geschäfte darf wieder öffnen.
Und auch für die fernere Zukunft gibt es eigenwillige Pläne – bei einer notwendigen „dritten Impfung“, im Falle von resistenten Mutationen des Virus, schloss Frederiksen auch eine Impfstoffproduktion in Dänemark nicht aus. Von einer Kooperation mit der EU war nicht die Rede.
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