Immer mehr Demonstrierende im Iran erblinden

Immer mehr Demonstrierende im Iran erblinden
Sicherheitskräfte zielen laut Menschenrechtsgruppen absichtlich auf die Augen. Das jüngste Opfer soll sechs Jahre alt sein.

Bei der Niederschlagung der Proteste im Iran haben Sicherheitskräfte nach Angaben von Aktivisten absichtlich auf die Augen von Demonstrierenden gezielt und dadurch Erblindungen ausgelöst. Die Menschenrechtsgruppe Iran Human Rights (IHR) mit Sitz in Oslo zählte 22 Fälle, in denen Menschen durch Verletzungen im Gesicht auf einem Auge erblindet sind, darunter neun Frauen, wie die Organisation am Freitag mitteilte.

Bei der jüngsten auf einem Auge Erblindeten handle es sich um ein sechsjähriges Mädchen aus der Stadt Isfahan, hieß es. Sie wurde demnach angeschossen, als sie auf einem Balkon stand.

Das "unmenschliche und rechtswidrige" Vorgehen sei "systematisch erfolgt, um die Proteste niederzuschlagen", erklärte IHR.

"Wir haben noch nicht genügend Daten, aber ich habe den Eindruck, dass junge Mädchen unter den (...) Getroffenen überrepräsentiert sind", sagte IHR-Direktor Mahmood Amiry Moghaddam.

Angesprochen auf das Thema sagte der Kommandant der Sonderpolizei, Hassan Karami, der Zeitung "Hamshahri", dass es für die Polizeikräfte vorrangig sei, "die protestierende Bevölkerung nicht zu verletzen".

Auslöser der seit September andauernden Proteste im Iran war der Tod der jungen Kurdin Mahsa Amini nach ihrer Festnahme durch die Sittenpolizei wegen eines verrutschten Kopftuchs. Aktivisten werfen den Behörden vor, Amini misshandelt zu haben. Nach Angaben von IHR sind bei der Niederschlagung der Proteste bisher mindestens 488 Menschen getötet worden.

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