Aber Geiseln wurden bisher keine vom Militär befreit. Was wollte man erreichen?
Ich kann nicht darauf eingehen, was das Militär in diesen Operationen genau gemacht hat. Unter anderem musste man bis zu 70 Kilometer Grenzzaun unter Kontrolle bekommen.
Nach wie vor wird auch der südliche Gazastreifen bombardiert, obwohl die Zivilisten doch aufgerufen wurden, in den Süden zu gehen…
Alle 7.000 Raketen, die die Terroristen auf Israel abgefeuert haben, wurden ohne Ausnahme aus zivilen Objekten oder direkt neben zivilen Objekten abgefeuert. Auch in den Städten im Süden. Wir haben die Menschen dazu aufgerufen, nach Al-Mawasi zu gehen, wo es keine zivilen Objekte gibt, von wo aus die Terroristen keine Raketen abfeuern können. Jeder Tag, an dem die Bodenoffensive nicht stattfindet, ist insofern positiv für die Zivilisten, als dass sie sich dorthin begeben können.
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Wie beurteilen Sie die Lage an der Grenze zum Libanon? Immer wieder kommt es hier zu Gefechten, Artillerieschlägen, Raketen- und Drohnenangriffen. Wird die Lage dort eskalieren?
Vom ersten Tag an provoziert die Terrororganisation Hisbollah vom Libanon aus. Auf israelischer Seite sind bereits mehrere Israelis getötet worden, Zivilisten wie Soldaten. Wir haben darauf in den vergangenen zwei Wochen mehr als zwanzig Terrorzellen der Hisbollah angegriffen. Es ist klar, dass die Hisbollah zeigen will, dass sie im Terror-Dreieck Hamas, Hisbollah und dem Mullah-Regime im Iran solidarisch sind. Aber nur bis zu dem Punkt, wo es nicht vollends eskaliert. Derzeit zumindest. Israel hat klar gemacht, dass wir eine Null-Toleranz-Politik haben und auf jeden Angriff aus dem Libanon sofort reagieren. Und ich denke die Hisbollah weiß, dass es ein großer Fehler wäre, wenn sie jetzt eine zweite große Front aufmachen würden. . Es lohnt sich für die Hisbollah nicht, das Schicksal Libanons und der Menschen im Libanon für eine Terrororganisation im Gazastreifen zu riskieren.
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Nicht nur aus dem Lager der Hisbollah kommen Drohungen – auch aus dem Iran, aus dem Jemen. Wie sehr droht ein Mehrfrontenkrieg?
Wir wissen schon lange, dass wir auf einen Zwei-, Drei- oder sogar einen Mehrfrontenkrieg vorbereitet sein müssen. Wir nehmen allgemein die Worte von Terroristen ernst. Alles, was sie können, ist Terror. Wenn Hassan Nasrallah, das Mullah-Regime droht – wir sind auf alles vorbereitet. Was den Iran angeht: Iraner sind Perser, ich selbst habe persische Wurzeln. Und unter Persern gibt es die Redensart: „Warum sollten wir uns die Hände schmutzig machen, wenn das doch die Araber machen können?“ Was ich damit meine: Warum sollte sich der Iran, der über so viele Jahre andere Terrororganisationen finanziell unterstützt, trainiert, mit Waffen beliefert hat, jetzt direkt eingreifen? Wenn die Hisbollah in den Krieg eintritt, dann, weil es einen Befehl aus Teheran gibt.
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Im Westjordanland gibt es Demonstrationen gegen Israel, aber auch gegen die Palästinensische Autonomiebehörde. Täglich kommt es zu Zusammenstößen. Wie beurteilen Sie die Lage?
Es brodelt sehr unter der Decke, das allerdings schon länger. Besonders in Städten wie Jenin oder Nablus, wo Hamas und Islamischer Dschihad versuchen, die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) zu zerstören. In diesem Gebieten, die von Israel unabhängig sind, hat Israel eigentlich nichts zu sagen. Allerdings gibt es eine Koordinierung zwischen PA und IDF. In den vergangenen Tagen haben wir eine Terrorzelle im Westjordanland eliminiert, die auf dem Weg war, einen Terrorakt auszuführen. Das ist nur ein Beispiel von vielen. Wir beobachten die Bewegungen der Hamas und des Islamischen Dschihad im Westjordanland ganz genau.
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