Hunderttausende Franzosen bei Protesten gegen Pensionsreform

Demo in Paris
Im ganzen Land demonstrierten Arbeitnehmer gegen die Pläne von Präsident Macron. Am Mittwoch soll wieder verhandelt werden.

Eine Woche vor Weihnachten schlägt Frankreichs Präsident Emmanuel Macron die geballte Wut über befürchtete Pensionskürzungen entgegen: Hunderttausende Menschen beteiligten sich am Dienstag an den dritten landesweiten Streiks und Protesten in diesem Monat. Zug- und Flugverkehr waren erneut massiv gestört.

Dienstagnachmittag hatten sich in zahlreichen Städten bereits mehr als 200.000 Demonstranten bei rund 40 Kundgebungen versammelt, wie eine Zählung der Nachrichtenagentur AFP auf Grundlage von Polizei- und Präfekturangaben ergab. Zu Beginn der Protestwelle am 5. Dezember waren mehr als 800.000 Menschen auf die Straße gegangen.

Hunderttausende Franzosen bei Protesten gegen Pensionsreform

...und in Nantes.

Erstmals riefen nun alle Gewerkschaften gemeinsam zu den Aktionen auf. Sie wollten damit vor geplanten neuen Verhandlungen mit Regierungschef Edouard Philippe am Mittwoch den Druck erhöhen.

Eine Annäherung ist aber nicht in Sicht. Philippe zeigte sich "vollkommen entschlossen", die Reform umzusetzen. Die Streiks drohen zu Weihnachten weiterzugehen.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron will die  42 Pensionskassen des Landes vereinen. Für alle Beschäftigten sollen künftig die selben Entgeltpunkte als Berechnungsgrundlage gelten. Das Alter für eine Vollpension wird bis 2027 von 62 auf 64 Jahre angehoben.

Nach aktuellen Umfragen unterstützen 62 Prozent er Franzosen die Streiks. 69 Prozent der Befragten wünschen sich allerdings eine Pause an den Feiertagen kommende Woche.

13. Streiktag in Folge

Erneut waren Zugreisende besonders von den Arbeitsausständen betroffen: Nach Angaben der französischen Bahngesellschaft SNCF fielen drei Viertel der TGV-Schnellzüge aus sowie und 95 Prozent der Intercity-Züge. 

Auch Flüge waren gestrichen, da das Bodenpersonal erneut die Arbeit niederlegte. Schwerpunktmäßig wurde diesmal der Pariser Flughafen Orly bestreikt. In Paris blieben zudem die meisten Metros geschlossen, es verkehrten nur wenige Vorortzüge und Busse. Bei der Bahn und im Pariser Nahverkehr war es bereits der 13. Streiktag in Folge.

An den Protesten beteiligten sich auch Lehrer, Anwälte und Justizangestellte sowie Krankenhaus-Mitarbeiter. "Wir fordern, dass Macron die Pensionsreform zurückzieht", sagte die Lehrerin Paloma Viala, die mit tausenden anderen Menschen an der zentralen Kundgebung am Pariser Platz der Republik teilnahm.

Die 27-Jährige rechnet mit Pensionseinbußen von mindestens 600 Euro monatlich, sollten die Pläne wie von der Regierung beabsichtigt bis zum Sommer vom Parlament besiegelt werden. 

In Lyon und Nantes beteiligten sich auch Mitarbeiter des staatlichen Energiekonzerns EDF an dem Streik. Sie sorgten dort für kurzzeitige Stromausfälle in zehntausenden Haushalten, wie Gewerkschafts-Mitglieder mitteilten. In rund 20 französischen Gefängnissen legte zudem das Wachpersonal vorübergehend die Arbeit nieder.

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