Hunderte Tote im jüngsten Staat der Welt
Geschäfte sind geschlossen, Straßen fast menschenleer, Militärfahrzeuge patrouillieren durch die südsudanesische Hauptstadt Juba, es gilt eine nächtliche Ausgangssperre. Nach Gefechten rivalisierender Einheiten der Präsidentengarde, denen seit Sonntag bis zu 500 Menschen zum Opfer gefallen sein sollen, lag am Mittwoch gespannte Ruhe über der Stadt. Immer noch harren 16.000 Südsudanesen aus Furcht vor einer weiteren Gewalt-Eskalation in und um zwei UN-Basen aus. Und aus dem östlichen Bundesstaat Jonglei wurden am Mittwoch neue Kämpfe gemeldet.
Machtkampf
Für ihn hat der neue Konflikt zwar auch eine ethnische Komponente – Kiir gehört zum Volk der Dinka, Machar ist Nuer. „In Wahrheit geht es aber um die Macht. Wegen seines autoritären Führungsstils, seine Gegner sprechen von ,Dinkokratie‘, bangt der Präsident um seine Wiederwahl 2015. Es könnte sein, dass sich Kiir jetzt eines Konkurrenten entledigen will“, sagt Hainzl. Machar, der schon zuvor angekündigt hatte, bei dem Urnengang für das höchste Staatsamt kandidieren zu wollen, ist untergetaucht. Weggefährten von ihm wurden verhaftet, wie etwa die Ex-Minister für Inneres, Finanzen und Justiz.
Bei den USA lassen die Kämpfe die Alarmglocken läuten. Sie haben begonnen, nicht dringend benötigtes Botschaftspersonal auszufliegen. „Das ist ein starker Hinweis darauf, dass sich der Konflikt ausweiten könnte. Potenzial dafür gibt es“, so Hainzl.
Dabei geht es auch um viel Geld, das mit dem Export des reichlich vorhandenen Erdöls erwirtschaftet wird. Bei der Abspaltung vom Nordsudan 2011 fielen die meisten Förderregionen dem Südsudan zu, dem immer noch jüngsten Staat der Welt. Doch auch Khartum profitiert und lukriert mit dem Öl-Transit dringend benötigte Einnahmen. „Daher wird der Norden trotz Spannungen zum Süden wegen Grenzstreitigkeiten die Situation nicht ausnützen“, analysiert Hainzl.
Österreich vermittelte
Bei der friedlichen Trennung des Sudans „hat Österreich einen bedeutenden Beitrag geleistet“, sagt Brigadier Walter Feichtinger von der LVAk. Auf eine Initiative von Ex-Minister Werner Fasslabend hat er mit anderen Experten beiden Parteien die „Win-win-Situation“ eines partnerschaftlichen Miteinanders vor Augen geführt. „Im aktuellen innerstaatlichen Konflikt haben wir aber wenig Einflussmöglichkeiten.“
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