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Türkei: Menschen angeblich lebendig verbrannt

Türkei: Menschen angeblich lebendig verbrannt
UNO und Human Rights Watch erheben schwere Vorwürfe gegen türkische Sicherheitskräfte.

Die Vereinten Nationen verfügen nach eigenen Angaben über Berichte, wonach in der südosttürkischen Stadt Cizre bei Operationen von Sicherheitskräften mehr als 100 Menschen bei lebendigem Leib verbrannt sein sollen. Entsprechende Schilderungen von Zeugen seien äußerst besorgniserregend, erklärte der UNO-Hochkommissar für Menschenrechte, Said Raad al-Hussein, am Dienstag in Genf. Die Opfer des Feuers hätten sich demnach in den Kellern von drei Gebäuden aufgehalten, die von Sicherheitskräften umstellt gewesen seien.

Hussein rief die türkische Regierung auf, Vorwürfen über massive Gewaltanwendung auch gegen Zivilisten in der von Kurden bewohnten Region endlich nachzugehen und eine gründliche Untersuchung zu veranlassen. Bisher habe Ankara Bitten der UNO ignoriert, an Ort und Stelle Informationen aus erster Hand einholen zu dürfen. Die UNO bezieht sich auf Angaben von Zeugen über Militäreinsätze gegen die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) von Mitte Dezember bis zur Aufhebung einer Ausgangssperre in Cizre am 1. März. Die Regierung müsse auch bei Anti-Terror-Einsätzen Zivilisten verschonen und das internationale Recht respektieren, das außergerichtliche Tötungen, Folter und die gezielte Zerstörung von Eigentum verbiete.

"Schießen auf Flüchtlinge"

Auch an einem anderen Brennpunkt gibt es schwere Vorwürfe gegen türkische Behörden: Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) ist in einem neuen Bericht der Ansicht, türkische Grenzsoldaten misshandelten syrische Flüchtlinge; auch sei schon das Feuer auf sie eröffnet worden. So sei etwa im März und im April diesen Jahres Gewalt gegen Asylsuchende und einen Schmuggler angewandt worden. Dabei seien fünf Menschen getötet worden, darunter ein Kind. Die Angaben beruhen auf Aussagen von Zeugen, Opfern und Ansässigen, die von Human Rights Watch befragt wurden.

"Während hohe türkische Beamte behaupten, man heiße syrische Flüchtlinge mit offenen Grenzen und offenen Armen willkommen, werden die Fliehenden von den Grenzsoldaten geschlagen und erschossen", empört sich Gerry Simpson von HRW. "Auf traumatisierte Männer, Frauen und Kinder zu schießen, die vor Kämpfen und rücksichtsloser Kriegsführung flüchten, ist wirklich erschreckend".

Die Türkei schloss im August 2015 die Grenze zu Syrien. HRW rief die Regierung in Ankara dazu auf, die Grenze wieder zu öffnen und die Gewaltfälle zu untersuchen.

Für die Europäische Union ist die Türkei in der Flüchtlingsfrage ein wichtiger Machtfaktor. Im Gegenzug für die Rücknahme von Flüchtlingen soll der Visa-Zwang für Türken fallen. Kritiker sehen allerdings die Türkei nicht als sicheres Land für syrische Flüchtlinge an.

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